"1001 Nacht: Teil 2 – Der Verzweifelte"
Regie: Miguel Gomes
Portugal/Frankreich 2015 – 131 Min.
Tragikomisches aus Portugal
Nach "1001 Nacht: Der Verzweifelte" hat Regisseur Miguel Gomes nun Teil zwei über den desolaten Zustand seines Heimatlandes Portugal gedreht. Bei all der Wut auf die wirtschaftliche und moralische Lage seines Landes bleibt dieser Teil der Trilogie doch sehr unausgeglichen.
Im zweiten Filmkapitel seiner Trilogie über den desolaten Zustand seines Landes und die Folgen der Sparpolitik für den Alltag der Portugiesen vermischt Regisseur Miguel Gomes erneut die Geschichten aus 1001 Nacht zu einer surrealistisch-dokumentarischen Parabel. Zunächst geht es um einen Mörder auf der Flucht, der seine Familie umgebracht hat und trotzdem als fliehender Rebell verehrt wird. Danach entführt der überlange Mittelteil des Films in ein Amphitheater zu einer immer absurder werdenden Gerichtsverhandlung.
Ursprünglich geht es um Mieter, die das Möbiliar ihrer Wohnung verkauft haben, obwohl es dem Vermieter gehört. Dann wird es immer surrealer: Kühe treten auf, die entführt wurden. Hinter der Entführung steht eine Taubstumme, die von einem Chinesen mit 13 Geliebten beauftragt wurde, der mit einem Goldenen Visum ins Land kam, um der Wirtschaft Portugals gut zu tun.
Absurde politische Zustände
Die Richterin ist verzweifelt. Schuld an diesen verwahrlosten Zustand eines ganzen Landes sind absurde politische Zustände, die den Großteil der Bevölkerung in Armut und Unmoral treiben.
Im letzten Drittel des Films geht es um einen süßen Hund in einem Wohnhaus in einem verarmten Vorort einer Metropole. Auch hier führt wirtschaftliche Not zu absurdem und egoistischem Verhalten, wenn beispielsweise eine Familie im 6. Stock in der eigenen Wohnung den Grill anschmeißt, bis die Feuerwehr gerufen wird.
Bei allem Einfallsreichtum und der Wut auf die desolate, wirtschaftliche und moralische Lage seines Landes bleibt dieser zweite Teil der Trilogie doch sehr unausgeglichen. Überlange, zähe Passagen vor allem in den ersten 80 Minuten des Films wechseln sich mit berührenden, poetischen und mitunter tragikomischen Momenten ab. Auch die Geschwätzigkeit, die monotonen Stimmen aus dem Off wirken zusehend/zuhörend ermüdend. Was bleibt, ist ein kraftvolles aber anstrengendes Stück Kino mit Überlänge.