Neu im Kino: "A Bigger Splash"

Eifersucht in der Sommerhitze

Penelope (Dakota Johnson) und Harry (Ralph Fiennes) in einer Filmszene von "A Bigger Splash" von Luca Guadagnino
Dakota Johnson als Penelope und und Ralph Fiennes als Harry in einer Szene von "A Bigger Splash" © Studiocanal Filmverleih
Von Patrick Wellinski |
Eine Rocksängerin, ihr Freund, ihr Ex und dessen Tochter auf einer Insel südlich von Sizilien: Zu "A Bigger Splash" ließ sich Luca Guadagnino vom beliebten Swimmingpool-Stoff inspirieren. Dass die Eifersüchteleien tödlich ausgehen, ist in seiner Variante am Ende fast störend.
Es ist ein alter Kinostoff. 1969 brachte Jacques Deray "La Piscine" in die Kinos. Ein Medienspektakel, denn der Film brachte das einst schlagzeilenträchtige Liebespaar Romy Schneider und Alain Delon wieder auf die Leinwände. Es war ein Film voller Erotik. Eine Versuchsanordnung in Dekadenz und Eitelkeit. Vier reiche Menschen verbringen einen heißen Sommer in einer luxuriösen Umgebung - und am Ende ist die Eifersucht tödlich. Der Stoff scheint gerade wegen seiner vielfachen Deutungsmöglichkeiten nie aus der Mode zu kommen. 2003 hat ihn Francois Ozon mit Charlotte Rampling und Ludivine Sagnier verfilmt - und nun der Italiener Luca Guadagnino.

Neue Variante des Swimmingpool-Thrillers

Seine Swimmingpool-Variante heißt "A Bigger Splash". Die sehr an David Bowie erinnernde Rock-Sängerin Marianne kann wegen einer schweren OP kaum mehr sprechen. Mit ihrem Freund und Fotografen verbringt sie einen Urlaub auf einer kleinen italienischen Insel südlich von Sizilien. Die Zweisamkeit wird aber jäh unterbrochen, als Mariannes exzentrischer Manager und Ex mit seiner Tochter auftaucht. Lange bleibt der Film in der Schwebe, wirkt als könnte er sich nicht gegen die Sommerhitze durchsetzen. Er beobachtet die kleinen und großen Eifersüchteleien. Betrachtet viel nackte Haut und fängt sehnsüchtige Blicke ein.
In dieser Atmosphäre erlaubt sich Guadagnino sogar hin und wieder, die Gegenwart hereinzuholen. Auf dem Weg zum Strand stehen plötzlich die reichen Luxusurlauber ein paar afrikanischen Flüchtlingen gegenüber. Es wird nicht gesprochen. Nur ein schneller Blickwechsel. Eine sehr schmerzhafte Einstellung. Denn sie durchbricht unsere Wohlstandsbubble in einer fiesen Weise.

Der Mord ist eigentlich überflüssig

In diesen Stellen ist "A Bigger Splash" einfach nur genial. Irgendwann, das weiß man als Kinogänger dann auch, will der Regisseur auch noch den Thriller-Plot erzählen. Der Streit, der Tote im Pool, die Ermittlungen von etwas trotteligen Kommissaren – ja, das alles passiert hier auch, wie schon 1969, aber es wirkt wie aus einem anderen Film. Irgendwie fremd und gelangweilt. Vielleicht wäre eine Swimmingpool-Variante 2016 ohne Mord der eigentlich innovative Kniff gewesen. Unsere Gegenwart ist mörderisch genug.

A Bigger Splash
Italien, Großbritannien 2015 - Regie: Luca Guadagnino, Darsteller: Tilda Swinton, Matthias Schoenaerts, Ralph Fiennes, Dakota Johnson - 124 Minuten