A Girl Walks Home Alone at Night
USA 2014 - Regie: Ana Lily Amirpour, Darsteller: Sheila Vand, Arash Marandi, Mozhan Marnò - 99 Minuten
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Die Vampirlady im Tschador
Nachts irgendwo in einer iranischen Geisterstadt: Der junge Arash treibt ziellos herum, als er einer geheimnisvollen verhüllten Frau begegnet. Was er nicht weiß: Sie ist ein Vampir. Ana Lily Amirpour inszeniert in ihrem Langfilmdebüt ein uriges Happening.
Ana Lily Amirpour ist 1980 in England geboren, danach mit der iranischen Familie nach Florida und später gen Kalifornien gezogen. Kunsthochschule, Studium Theater, Film und Fernsehen. Sie arbeitete als Malerin, bildende Künstlerin und tourte als Frontfrau einer Indierock-Band durch die USA und landete schließlich in Los Angeles, um Filme zu drehen.
Ihre Kurzfilme liefen auf internationalen Festivals. 2010 entstand "A Girl Walks Home Alone At Night, True Love" und erhielt auf dem Festival von Mailand den Publikumspreis.
Ihr Langfilm-Debüt, basierend auf eigenem Comic, ist zwar im Iran angesiedelt, wurde aber gänzlich in der Stadt Taft - in der kalifornischen Region Kern County – gedreht ,die jetzt als verruchte iranische Geisterstadt "Bad City" herhalten muss, wo– schon allein wegen der "zutreffenden" Schwarz-Weiß-Bilder - tatsächlich nachts alle Katzen grau wirken.
Auch, als der junge Arash (Arash Marandi) seine Katze aus irgendeinem Bretterverschlag herausholt und nach Hause bringt, wo sein Wrack von Vater herumplärrt und nach neuer "Nahrung" verlangt.
Daddy ist Junkie, der Dealer Vampir-Futter
Daddy ist ein Heroin-Junkie, nörgelt nur nervend, braucht ständigen Nachschub, was teuer ist und den großen fiesen Drogenboss und Frauenhändler Saeed auf den Plan ruft (Dominic Rains, sieht prächtig aus, wie genarbte Grütze), der den geliebten Ford Thunderbird des Jungen als Honorar übernimmt.
Arash ist wütend und zieht auf den düsteren, fast menschenleeren Straßen herum. Er begegnet einer in einem schwarzen Tschador verhüllten jungen Frau (Sheila Vand), die sich gerade "sattgefuttert" hat an Saeed. Denn die wortkarte junge Frau mit den Turnschuhen ist ein Vampir, "The Girl" genannt, das Mädchen. Nacht für Nacht streift sie durch die Gegend, um sich behutsam nach "Mahlzeiten" umzuschauen. Manchmal ist sie aber auch mit dem Skateboard unterwegs.
Jedenfalls - Arash, nicht ahnend, wen oder was er vor sich hat, verliebt sich in die junge Frau, die aussieht wie die düstere Version einer "angesagten" Jungfrau Maria; die unter ihrem schwarzen Kleidergewand ein gestreiftes T-Shirt trägt, das mit Nouvelle Vague-Erinnerungen behaftet ist. Und: "The Girl" steht auf coole Musik, Poster von Rod Stewart und den Bee Gees hängen in ihrer Wohnung an der Wand.
Doch wie soll das funktionieren: Er, der James Dean von Bad City, mit seiner Dean-Tolle und Lederjacke, und Sie, das sanfte Dracula-Mädel, das Schatten-Wesen, oder politisch korrekt: Die Neon-Vampirin.
In dieser Stadt der Unheimlichkeiten, wo die Straßenschilder in persischer Schrift leuchten und vom Fernsehen auch nur "Persisches" rüberkommt, während die Musik nach den New Wave-Klängen der Achtziger kratzt oder mit Morricone-Charme tönt oder den Rock 'n' Roll hofiert.
Im Geiste Kaurismäkis
Was - warum - wie: Beeindruckend. Ungewöhnlich. Augen-prickelnd. "A Girl ... " packt phantastisch. Ist atmosphärisch brillant-einfallsreich auf originelles, uriges Happening getrimmt. Artikuliert eine faszinierende, zeitlose Wahnzeit, in der alles möglich ist: Von minimalistischen Stummfilmbewegungen in Zeitlupe bis hin zu einem bizarren, hintersinnigen Spiel um Horror und Melancholie und feministischer Emanzipation in einer unwirtlichen Region.
Umweht von einiger "Gotham"- und "Sin City"-Aura sowie verblüffend empfindungs-reich. "A Girl Walks Home Alone At Night" verbrüdert sich filmspielerisch mit lakonischen Kumpanen im Geiste wie Aki Kaurismäki, Jim Jarmusch oder britischen Hammer-Klassikern und süffisantem "Morricone"-Western-Geschmack. Ist wunderbar Schwarz-Weiß atmend. Ein cineastisches Juwel zeigt sich hier. Prädikat: Kult .