Neu im Kino

Action, Action und ein bisschen Sport

Filmplakat des zurückgerufenen Films "The Interview".
"The Interview" jetzt auch in Deutschland - einer der Filmstarts der Woche © picture alliance / dpa - Justin Lane
Von Patrick Wellinski |
Die Kinowoche dominieren Filme aus den USA: "Foxcatcher" über den schmalen Grad von Unterstützung und Gönnertum im Sport, den außergewöhnlich klugen Actionfilm "Backhat" und die Slapstick-Komödie "The Interview".
Der Gewinn einer Olympischen Medaille, so heißt es in den Statuten des Olympischen Sportbundes, sei eine außerordentliche Leistung, die jeden Nation voller Stolz für den jeweiligen Athleten erfüllen sollte. Aber was, wenn die Spiele vorbei sind und der Athlet merkt, dass ihm keiner mehr eine Träne nachweint? Schon gar nicht, die eigene Nation.
Mark Schultz, Ringer und Olympiasieger, erfährt in den USA der 1980er Jahre keine Unterstützung, bis ihn der exzentrische Multimillionär John DuPont auf sein Anwesen einlädt, um gemeinsam mit ihm einen ultimativen Olympiastützpunkt für US-Athleten aufzubauen. Ganz im Zeichen eines selbstauferlegten, hoch fragwürdigen, Patriotismus.
Schnell aber stellt sich heraus, dass DuPont keine Ahnung vom Ringen hat, aber eine bedrohliche Macht auf seine Sportler ausübt. Doch als Marks Bruder David, ebenfalls Olympiasieger, dann auch auf die Farm zieht und sich dem DuPont-Diktat nicht beugt, geraten die Männer allmählich aneinander.
Benett Miller legt in "Foxcatcher" mit chirurgischer Präzision ein hochkomplexes Stimmungsbild der Vereinigten Staaten der Reagan-Ära frei. Eine beklemmende Studie der Angst am Beispiel dieser Männer, die sich nicht eingestehen können, dass es nun mal gewisse Arten der Liebe und Zuneigung gibt, die man sich nicht einfach kaufen kann. Am Ende entlädt sich diese emotionale Schockstarre in einer tieftraurigen Übersprungshandlung, deren Nachwehen auch noch heute gewisse amerikanische Befindlichkeiten erklären.

"Foxcatcher"
USA 2014, Regie: Bennett Miller, Musik von: Rob Simonsen, Mychael Danna
Drehbuch: Dan Futterman, E. Max Frye, Darsteller: Steve Carell, Mark Ruffalo, Channing Tatum, Sienna Miller; Anthony Michael Hall, Vanessa Redgrave, 134 Minuten

Befindlichkeiten wie die Angst vor dem globalen Cyberwar, der in der unermüdlichen Datenspionage der NSA gipfelte und deren Folgen und Verwicklungen spürt der ewige Hollywood-Ästhet Michael Mann in seinem außergewöhnlich klugen Actionfilm "Backhat" hinterher.
Dabei folgt "Blackhat" einer transnationalen Spionengruppe, die die Drahtzieher mehrerer Anschläge finden wollen. Dazu müssen sie allerdings auch einen verurteilten Datenfälscher, gespielt von Chris Hemsworth, integrieren, der nicht gerade mit konventionellen aber dafür umso effizienteren Mitteln arbeitet.
Die Kritikerdresche ,die dieser sehr erwachsene Film derzeit nicht nur in den USA einstecken muss, sagt leider mehr über den Geschmack einiger Kollegen, die eher die harmlos-konventionelle Action-Unterhaltungs-Show eines James Bond bevorzugen, als über den Mut eines Michael Mann, der sich hier traut, komplexe Zusammenhänge eben auch komplex zu zeigen.

"Blackhat"
USA 2014, Regie und Drehbuch: Michael Mann, Musik von: Harry Gregson-Williams, Atticus Ross; Darsteller: Chris Hemsworth, Viola Davis, Lee-Hom Wang, 135 Minuten

Komplexes vom Seichten zu unterscheiden zählt nicht zu den Fähigkeiten des nordkoreanischen Großkritikers Kim-Jong Un. Der hat die Komödie "The Interview" mit James Franco und Seth Rogen schon während der Produktion auf alle Ewigkeit verdammt und später höchstwahrscheinlich seine besten Hacker drangesetzt, um die Produktionsfirma Sony bloßzustellen. Jetzt also kommt der Film, über den schon so viel gesagt und geschrieben wurde, auch in Deutschland in die Kinos.
Und er erweist sich eher als Komödchen, denn als bissige Komödie. Rogen und Franco spielen zwei trottelige Journalisten, die während eines Interviews den nordkoreanischen Diktator umbringen sollen. Dabei outen sie nicht nur sich selbst, sondern auch noch den gesamten nordkoreanischen Machtapparat als dusslige Nichtskönner. Eigentlich ist das Ganze nicht der Rede wert. Und Kim Jong-Uns drakonischer Umgang mit "The Interview" hat am Ende eben doch nur den alten Hollywood-Spruch bestätigt: Es gibt keine schlechte PR. Nur geschenkte Aufmerksamkeit.

"The Interview"
USA 2015, Regie: Seth Rogen, Evan Goldberg, Darsteller: James Franco, Seth Rogen, Lizzy Caplan, 112 Minuten

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