Superhelden im Dutzend
Ein Superschurke gegen einen Haufen Superhelden - klingt nach einem einfachen Handlungsmuster. Aber ein ziemlich erfolgreiches, glaubt unser Autor Markus Dichmann: Der Film "Avengers: Infinity War", der heute Nacht weltweit ins Kino kommt, könnte einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten werden.
Der neueste Film aus dem Hause Marvel Comics wurde auch von der hauseigenen Filmschmiede Marvel Studios produziert, die heute als das einflussreichste Studio Hollywoods gilt. Schon die Ticketvorverkäufe von "Avengers infinity war" sprengen alle Rekorde. Das wäre vor zehn Jahren noch undenkbar gewesen, meint Superhelden-Fachmann Markus Dichmann, weil Marvel sich damals beinahe in den finanziellen wie kreativen Ruin gewirtschaftet hatte.
Seit den 90ern habe sich der Konzern nur mit hohen Krediten über Wasser gehalten und damit, dass die Filmrechte für eigentlich alle großen Figuren wie Spiderman, die Fantastischen Vier oder die X-Men schon verkauft worden waren, erklärt Dichmann. Man habe dann aus den Figuren der zweiten Reihe - wie "Iron Man", "Thor", "Captain America", "Doctor Strange" das Maximum herausgeholt und sei damit erfolgreich gewesen.
Dies habe auch mit dem US-amerikanischen Filmproduzenten Kevin Feige und dem US-amerikanischen Schauspieler Robert Downey Junior zu tun, der den "Iron Man" spielt und heute zu den bestbezahlten Schauspielern von Hollywood gehört.
"Immer den richtigen Riecher"
Kevin Feige, damals frisch gebackener Präsident der Film-Sparte bei Marvel, habe sich für Robert Downey Junior in dieser Rolle stark gemacht, obwohl seine Karriere damals wegen Drogenproblemen als beendet galt und Tom Cruise mit im Rennen gewesen sein soll.
"Es ist ein offenes Geheimnis, dass Marvel Studios nur wegen Kevin Feige funktioniert, weil der Kerl ein Super-Geschäftsmann ist, immer den richtigen Riecher hat, aber auch ein krasser Nerd ist, der diese ganzen Comic-Helden liebt wie ein Teenager, und genau weiß, worauf es bei den Figuren ankommt."
Die perfekte Formel: World-Building
Marvel Studios haben nach Ansicht von Markus Dichmann ganz Hollywood umgekrempelt, weil Kevin Feige mit diesem Unternehmen eine Formel fürs Geschichtenerzählen perfektioniert habe, die das Kreieren einer fiktionalen Welt, mit ihren eigenen Regeln und Gesetzen beinhaltet. Er erklärt das sogenannte World Building so:
"Bei dieser Idee des World Building geht es darum, eine Welt zu kreieren, die man nicht nur für eine Spielfilmlänge betritt, sondern immer wieder und immer wiedererkennbar von Neuem betreten kann."
Im "Marvel Universum"
Man spreche darum auch vom "Marvel Universum", zu dem Spiderman, Iron Man oder ein sprechender Baum namens Groot unverkennbar dazugehörten.
"Der neue 'Avengers'-Film, der heute Nacht anläuft, ist der 19. Film, den Marvel Studios in den letzten zehn Jahren produziert hat mit Dutzenden Charakteren, die fortschreibend weitererzählt wurden. In Literatur und Comics gibt es das schon, aber im Kino noch nicht."
Konkurrenten wie Warner Brothers hätten versucht, das Erfolgskonzept des Superhelden-Kino-Kosmos skrupellos zu kopieren, was ihnen aber nicht gelungen sei. Marvel mache dagegen auch noch nach zehn Jahren mit den gleichen Darstellern und dem gleichen Set an Superhelden, Klassefilme und erfinde sich dabei auch oft und gern neu.
Heute kommt der Film weltweit gleichzeitig in die Kinos, um Spoiler zu vermeiden.
(cosa)