Carol
Literaturverfilmung, USA 2015
FSK 6; 118 Minuten
Regie: Todd Haynes
Mit u.a.: Cate Blanchett, Rooney Mara, Sara Paulson, Kyle Chandler
Von außen schön, innen leer
Regisseur Todd Haynes hat mit "Carol" den gleichnamigen Roman von Patricia Highsmith adaptiert. Leider hat die Liebesgeschichte zweier Frauen in den 50er-Jahren einige Schwächen. Dazu gehört auch die Performance von Cate Blanchett.
USA, 1950er-Jahre: Zur Adventszeit kauft die wohlhabende Carol in einem großen Kaufhaus Geschenke ein. An der Theke steht die schüchterne Therese. Carol guckt ihr tief in die Augen. Therese guckt zurück. Und es ist wie ein Blitz, der da in die beiden Frauen fährt.
Es ist Liebe. Eine leidenschaftliche sogar. Aber Carol ist verheiratet und hat Kinder. Und eine lesbische Beziehung ist in den homophoben Vereinigten Staaten der 1950er-Jahre unvorstellbar. Die Frauen verheimlichen ihre Liebe. Aber nach und nach können sie sich vor ihrer Umwelt nicht mehr verstecken und plötzlich steht ihre gesamte Zukunft auf dem Spiel.
Todd Haynes hat mit "Carol" den gleichnamigen Roman von Patricia Highsmith adaptiert und macht daraus vor allem ein Fest für die Augen. Haynes ist ein Meister der Texturen. Jedes Accessoire, jeder Innenraum, jedes Kleidungsstück inszeniert er haptisch und elegant wie die Szenerie einer Modenschau.
Ein Film wie eine wunderschöne Christbaumkugel
Es wirkt so, als würde das Gefühlsleben der Figuren den Look des Films bestimmen. Und dennoch kann "Carol", der zu den großen Golden Globes Favoriten gehört, nicht restlos überzeugen. Man muss sich diesen Film wie eine wunderschöne Christbaumkugel vorstellen: Von außen makellos schön, aber innen klafft eine Leere.
Der große und übervorsichtige Fokus auf das Aussehen seiner Geschichte hat dazu geführt, dass Haynes ein sehr hermetischer Film gelungen ist. Carol und Therese sind zwei unerreichbare Figuren. Ihre Gefühlswallungen sind nicht nachfühlbar. Sie wirken fremd und unnahbar.
In der Emphatiemaschine-Kino wirken so angelegte Figuren eher kontraproduktiv. Man will diesen beiden Frauen folgen, will ihre innere Zerrissenheit nachvollziehen, will ihre Leidenschaft zumindest für einen kleinen Augenblick nachempfinden. Aber sie wirken eher wie Schaufensterpuppen, steif und künstlich.
Beileibe kein schlechter Film
Das unterstützt leider auch die Performance von Cate Blanchett, die die Carol als Frauen verzehrenden Vamp angelegt hat. Das ist leider nah am Overacting. Und so sehen wir eine geniale Schauspielerin, die leider von ihrer eigenen Genialität allzu überzeugt ist. Sie zelebriert jede Bewegung und vergisst dabei die Nachvollziehbarkeit der Figur darzustellen. Anders ist das schon bei Rooney Mara, deren Passivität und Schüchternheit unaufdringlich und dezent überzeugen kann.
"Carol" ist beileibe kein schlechter Film. Und sicherlich darf er sich in den kommenden Wochen und Monaten über den einen oder anderen Preis (Oscar / Globe) freuen. Es ist aber ein Film, den man wesentlich stärker lieben will, als er es einem erlaubt.