Der Breitengrad der Liebe - Cold War (Zimna Wojna)
Polen, Großbritannien, Frankreich 2018
Regie: Pawel Pawlikowski
Mit Joanna Kulig, Tomasz Kot, Borys Szyg, Agata Kulesza
88 Minuten, FSK ab 12
Eine Liebesgeschichte in den Wirren des Kalten Krieges
Seit seinem Erfolgsfilm "Ida" schätzen Cineasten den polnischen Regisseur Pawel Pawlikowski. In seinem neuen Film "Cold War" erzählt er von einer unwahrscheinlichen Romanze im Nachkriegseuropa – wieder ist ihm ein Schwarzweiß-Meisterwerk geglückt.
Vor vier Jahren später startete mitten im Winter der polnische Film "Ida" in Frankreich. Das in Schwarz-weiß gedrehte Werk eroberte das Publikum. Über 600.000 Franzosen strömten in den Film über die junge Novizin Anna, die als Waise in einem Kloster aufwächst und plötzlich von einer stramm kommunistischen Tante erfährt, dass sie Jüdin ist und Ida Lebenstein heißt. Meisterhaft und formvollendet erzählte der lange in England lebende polnische Filmemacher Pawel Pawlikowski von den 60er-Jahren im Nachkriegspolen. Der Film erhielt den Europäischen Filmpreis und einen Oscar.
Zwei Liebende, die nicht zusammenpassen
Im Mai debütierte "Cold War" Pawlikowskis neues Werk in Cannes. Der Film ist wieder in Schwarz-weiß und er spielt auch wieder in Polen. Aber diesmal ist die Geschichte noch intimer, noch persönlicher. Es geht um einen Komponisten Wiktor, der 1949 im stalinistischen Nachkriegspolen nach neuen Talenten auf den Dörfern sucht. Dabei lernt er die unkonventionelle Zula kennen. Beide werden ein Paar: Zwei Liebende, die eigentlich überhaupt nicht zusammenpassen.
Sie geraten in die Wirren des kalten Krieges. 15 Jahre lang verdichtet Pawel Pawlikowski diese Geschichte, die mit vielen Zeitsprüngen und Ellipsen arbeitet. Wiktor und Zula trennen sich im geteilten Berlin, verpassen sich in Jugoslawien, treffen sich nach Jahren in Paris wieder, bis sie erneut beide in Polen landen. Sie können nie voneinander lassen, obwohl sie so vieles trennt.
Tolle Schauspieler, betörende Bilder
Wie schon in "Ida" besticht Pawlikowski formal und inhaltlich. Sein Kino ist ebenso latent emotional, sinnlich, wie raffiniert kühl, voller Schönheit und Trauer und melancholisch, ohne nostalgisch zu sein. Das liegt auch an den beiden so exzellenten und charismatischen Darstellern Tomasz Kot und Joanna Kulig.
Hinzu kommen die betörenden Bilder von Kameramann Łukasz Żal. Sie funktionieren auch im historischen Kontext und tauchen vor allem Berlin und Paris in ganz unterschiedliches Licht. Farbe würde zu dieser so kontrastreichen Geschichte nicht passen. Das wäre einfach zu bunt.