"Der Mauretanier"
GB 2021. Regie: Kevin Macdonald
Mit Jodie Foster, Tahar Rahim, Shailene Woodley, Benedict Cumberbatch u. a.
Länge: 130 Minuten
Justizthriller widmet sich Guantanamo
07:11 Minuten
Der Verdacht gegen Mohamedou Ould Slahi, an den Anschlägen vom 11. September 2001 beteiligt gewesen zu sein, steht im Mittelpunkt des Films "Der Mauretanier". Jodie Foster spielt die Anwältin Nancy Hollander, die für seine Freilassung kämpft.
Um was geht es?
Der Polit- und Justizthriller "Der Mauretanier", mit dem die Sommerberlinale am Donnerstagabend eröffnet wurde, basiert auf dem Guantanamo-Tagebuch von Mohamedou Ould Slahi und orientiert sich an den tatsächlichen Geschehnissen. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wird der Mauretanier von den US-Behörden verhaftet. Ihm wird vorgeworfen, die beteiligten Terroristen unterstützt oder gar angeworben zu haben.
Mehrere Jahre wird er im Militärlager Guantanamo Bay festgehalten, ohne Anklage oder Aussicht auf ein Gerichtsverfahren. Die Anwältin Nancy Hollander nimmt sich dieses Falles an, gespielt von der US-Schauspielerin Jodie Foster. Zunächst geht es ihr weniger darum, Slahis Unschuld zu beweisen, vielmehr strebt sie ein ordentliches Gerichtsverfahren an.
Was ist das Besondere?
In "Der Mauretanier" geht es weniger um äußere Aktion, vielmehr wird Spannung dadurch erzeugt, dass man den Prozessen hinter dem Gerichtsverfahren folgt. Mit Nancy Hollander und deren Assistentin geht man wiederholt durch die Sicherheitsschleusen in Guantanamo, sitzt mit den beiden in einem gesicherten CIA-Gebäude, denn nur dort dürfen die Anwältinnen die Briefe ihres Mandanten lesen.
Immer wieder nimmt der Film die Perspektive des Inhaftierten ein, der über Jahre in einer winzigen Zelle leben muss, keinen Kontakt zu seiner Familie aufnehmen darf und sich nur heimlich mit einem Mithäftling unterhalten kann.
Konsequent verzichtet der schottische Regisseur Kevin Macdonald auf Ausflüge ins Private. Weder bei der Anwältin noch bei deren Kontrahenten, dem Militärstaatsanwalt und Oberstleutnant Stuart Couch (Benedict Cumberbatch), sitzt man mit am Küchentisch oder erfährt von Beziehungsproblemen. Die Zuschauer kommen diesen Menschen nur über ihre Arbeit näher.
Fazit
Allmählich nimmt der Film an Spannung und Fahrt auf und deckt einen ungeheuerlichen Justizskandal auf. Das Publikum wird mit der Frage konfrontiert, ob Slahi die ihm vorgeworfenen Verbrechen tatsächlich begangen hat. Ein Geständnis hat er abgelegt, doch unter Folter. Ist er nun schuldig oder unschuldig?