"Der Sommer mit Mama"
Regie: Anna Mylaert
Brasilien, 2014
Ein Mädchen für alles
Die Haushälterin Val arbeitet seit Jahren für eine Familie in Sao Paolo, die Kinder sehen in ihr eine zweite Mutter - aber den Swimming Pool auf dem Anwesen darf sie nicht nutzen. Ein kritischer, aber mit leichter Hand erzählter Film.
Val ist so etwas wie eine "gute Seele". Als Haushälterin und Kindermädchen für alle schuftet sie seit Jahren für eine wohlhabende Familie in Sao Paolo. Dabei hat sie die Klassenschranken so verinnerlicht, dass sie es völlig normal findet, für den Sohn des Hauses Fabinho so etwas wie eine zweite Mutter zu sein, aber nicht einmal den Swimming Pool benutzen zu dürfen.
Die herrschende Ordnung wird nicht hinterfragt
Als dann ihre Tochter Jessica sie besucht, um die Aufnahmeprüfung an der Architekturschule FAU zu machen, gerät die Routine außer Kontrolle. Die selbstbewusste und sehr hübsche junge Frau verwirrt den Mann des Hauses und irritiert dessen Frau Barbara. Sie darf im Gästezimmer wohnen und das Eis von Fabinho essen, eine Sünde wie ihr die servile Mama erklärt. Die wird von Brasiliens Star Regina Casé herausragend als eine Frau gespielt, die offenbar niemals die herrschende Ordnung in ihrem Minikosmos hinterfragt hat. Und so kommt es vor allem zwischen der Tochter und ihrer Mutter, - die beiden kennen sich übrigens kaum, weil das Mädchen beim Vater aufwuchs - zu größeren Konflikten.
Sehenswerten und unterhaltsame Sozialkomödie
Der Regisseurin Anna Muylaert gelingt es zunehmend, ein ebenso kritisches wie mit leichter Hand erzähltes Gesellschaftsporträt Brasiliens zu filmen. Dabei werden vor allem die Klassengegensätze thematisiert, wobei immer die Figuren im Mittelpunkt stehen. Wenn der Film zu Beginn etwas zu betulich und geschwätzig ist, nimmt er spätestens mit dem Auftauchen von Jessica Fahrt auf und steigert sich gegen Ende zu einer äußerst sehenswerten und unterhaltsamen Sozialkomödie. Völlig verdient gewann dieser erfrischende Film aus Brasilien bei der letzten Berlinale den Publikumspreis des Panoramas.