Neu im Kino: "Der Staat gegen Fritz Bauer"

Nazi-Jagd mit exzellenter Besetzung

Burghart Klaußner als Generalstaatsanwalt Fritz Bauer in einer Szene des Films "Der Staat gegen Fritz Bauer"
Burghart Klaußner als Generalstaatsanwalt Fritz Bauer in einer Szene des Films "Der Staat gegen Fritz Bauer" © dpa / Martin Valentin Menke/Alamode Film
Von Hannelore Heider |
Der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer versucht in den 1950er- und 60er-Jahren, die ehemaligen NS-Täter vor Gericht zu bringen. Dabei kämpft er gegen ein Klima der Verdrängung und gegen alte Seilschaften, wie Lars Kraume im Spielfilm "Der Staat gegen Fritz Bauer" zeigt.
Immer wenn Mensch denkt, dass mit der sogenannten Vergangenheitsbewältigung doch irgendwann einmal Schluss sein dürfte, immer dann legen Künstler wieder den Finger auf die Wunde. Es ist interessant, dass sich gerade in jüngster Zeit gleich zwei deutsche Filme damit beschäftigen, wie sich die Eliten und die Normalbürger der alten BRD nach dem Krieg ihrer Vergangenheit stellten, oder besser gesagt, sie nicht nur verdrängten, sondern sogar fortschrieben.
Bereits in Giulio Ricciarellis Historiendrama "Im Labyrinth des Schweigens" spielte er in der Vorbereitung der Auschwitz-Prozesse der 60er Jahre eine Rolle, Hessens Generalstaatsanwalt Fritz Bauer. Er war der Schutzpatron für einen jungen Staatsanwalt, der es sich gegen die Stimmung der Wirtschaftswunderzeit zur Aufgabe gemacht hatte, Beteiligte am Holocaust vor ein deutsches Gericht zu bringen. Fritz Bauers Zutun an der Ergreifung und letztlich Verurteilung des Massenmörders Adolf Eichmann ist legendär.
Packendes Zeitdokument und persönliches Drama
Lars Kraumes Film "Der Staat gegen Fritz Bauer" zeigt als packendes Zeitdokument und persönliches Drama die Heldentat dieses Mannes. Der Film beginnt mit einem historischen Dokument. Fritz Bauer spricht im Fernsehen über sein Vertrauen in die junge Generation, dass sie im Gegensatz zu ihren Eltern und Großeltern wissen wolle, welche Verbrechen die Deutschen im Namen von Führerkult und Rassenwahn in der Welt verübt haben.
Aus dem Exil zurück, war das die Mission des vom hessischen Ministerpräsidenten Georg August Zinn (Götz Schubert) ganz bewusst als Generalstaatsanwalt eingesetzten Sozialisten, Juden und Homosexuellen, den die Gestapo ins KZ gebracht hatte. Mit diesen Charakteristika aber stand er ganz allein im dann doch nicht ganz so neu gebildeten Staatsapparat, denn Justiz und Bundesnachrichtendienst wurden von alten Nazis weitergeführt. Sie versuchten auf perfide Art und Weise, Fritz Bauer in seinen Aufklärungsbemühungen zu behindern. Dazu gehörte auch die ständige Drohung mit dem immer noch gültigen Schwulenparagrafen 175.
Gefangen in den Zwängen der Zeit
Wie Fritz Bauer (Burghart Klaußner) Adolf Eichmann aufspürt und mit Hilfe des Mossad letztlich in Israel vor Gericht bringt, ist eine hochspannende, wenn auch nicht mehr gänzlich neue Story. Lars Kraume aber gewinnt dem in seinem weitgehend auf historischen Fakten beruhenden Film immer noch neue Facetten ab. So war die Zusammenarbeit mit einem ausländischen Geheimdienst schlichtweg Hochverrat.
Burghart Klaußner (links) als Fritz Bauer und Ronald Zehrfeld als Karl Angermann in einer Szene des Kinofilms "Der Staat gegen Fritz Bauer"
Burghart Klaußner (links) als Fritz Bauer und Ronald Zehrfeld als Karl Angermann in einer Szene des Kinofilms "Der Staat gegen Fritz Bauer"© Foto: Martin Valentin Menke/ Alamode Film/ dpa
Doch der Film verlässt sich nicht nur darauf. Mit bis in jede Nebenrolle exzellenter Besetzung stellt er Fritz Bauer und den jungen, in der Sache engagierten Staatsanwalt Karl Angermann (Ronald Zehrfeld) in die Zwänge dieser Zeit.
Vor diesem atmosphärisch bis ins kleinste Detail stimmigen, politisch hoch interessanten Gesellschaftsbild entwickelt er ein fesselndes persönliches Drama, das für die beiden Charakterdarsteller, für Burghart Klaußner und Ronald Zehrfeld, ganz neue Herausforderungen brachte. Allein das zu sehen, ist ein großes Kinoerlebnis.

"Der Staat gegen Fritz Bauer"
D 2015, Regie: Lars Kraume
Darsteller: Burghart Klaußner, Ronald Zehrfeld, Sebastian Blomberg, Jörg Schüttauf, Michael Schenk, Götz Schubert
105 Minuten, ab 12 Jahren

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