Neu im Kino: "Der verlorene Sohn"

Queeres Drama ohne Klischees

Nancy Eamons (Nicole Kidman) und ihr Sohn Jared Eamons (Lucas Hedges) in dem Film "Boy Erased" von Joel Edgerton.
Aus Liebe zu seinen streng religiösen Eltern lässt sich Jared auf ein "Umerziehungsprogramm" für Homosexuelle ein. © dpa / picture-alliance / Focus Features / Everett Collection
Von Jörg Taszman |
Ein junger Mann wird von einem Kommilitonen vergewaltigt. Als seine religiösen Eltern von seiner Homosexualität erfahren, wollen sie ihn "heilen". Joel Edgertons Film "Der verlorene Sohn" mit Nicole Kidman als Mutter nähert sich dem Thema behutsam.

Worum geht es?

Jared ist schon über 18 und lebt als Einzelkind bei seinen streng religiösen Eltern im Bible-Belt von Amerika. Sein Vater ist der örtliche Baptistenprediger. Als er auf der Universität von einem Kommilitonen vergewaltigt wird, führt das dazu, dass er seinen Eltern "beichtet" homosexuell zu sein. Für seinen Vater ist das nicht hinnehmbar. Er schickt seinen Sohn in eine Institution, die sich "Love in Action" nennt und damit wirbt Homosexuelle wieder zu "heilen". Für Jared, der aus Liebe zu seinen Eltern und durch seine religiöse Erziehung zunächst an diesem Programm teilnehmen will, wird in diesen 12 Tagen bei "Love in Action" klar, dass er sich nicht ändern wird und das auch nicht will. Seine Mutter hilft ihm schließlich, das Programm zu verlassen.

Was ist das Besondere daran?

Beeindruckende zweite Regiearbeit des Schauspielers Joel Edgerton, der sich dem Thema behutsam und doch mit einer klaren Haltung nähert. Er verfällt nicht in Klischees, zeigt die überforderten Eltern von Jared hin und her gerissen zwischen ihrem ideologischen Glauben und ihrer Liebe zu ihrem Sohn. Nicole Kidman und Russel Crowe spielen das sehr eindringlich. Aber auch Hauptdarsteller Lucas Hedges beweist einmal mehr, einer der besten jungen Darsteller seiner Generation zu sein.

Bewertung

Ein überzeugender, äußerst sehenswerter Film der einige Oscarnominierungen verdient hätte.
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