Desire Will Set You Free
Deutschland 2016 - Regie: Yony Leyser, - Darsteller: Yony Leyser, Tim Fabian Hoffmann, Chloé Griffin, Amber Benson, Anton Andrew, Rosa von Praunheim, Nina Hagen, Peaches - 92 Minuten
Filmhomepage
Spielplatz des queeren Underground
Freizügig, individualisiert und subversiv: In "Desire Will Set You Free" von Regisseur Yony Leyser ist ein junger Schriftsteller aus den USA auf der Suche nach seiner sexuellen Identität – in einem queeren Berlin, das erst nach Sonnenuntergang aufwacht.
Ezra (gespielt vom Regisseur Yony Leyser) wohnt seit ein paar Jahren in Berlin. Der aus den Vereinigten Staaten stammende Schriftsteller lässt sich durch den Tag gleiten. Ziellos, etwas gelangweilt, aber immer mitten im aufregenden Nachtleben. Er zieht mit seinen Freunden durch die Clubs, auf der Suche nach dem nächsten, flüchtigen sexuellen Abenteuer. Auch Drogen wirft er ein. Alles, um die Nächte noch heftiger werden zu lassen; alles um für einen Augenblick den Kick der absoluten Freiheit zu verspüren.
Grenzenloser Berliner Underground
Doch dann sitzt in einer Kneipe der junge Russe Sasha (Tim Fabian Hoffmann). Der Stricher ist erst seit ein paar Tagen in Berlin. Ezra schläft mit ihm. Und dann tauchen die beiden noch tiefer ein in die queere Undergroundszene Berlins. In dieser scheinbar grenzenlosen Welt merkt Sasha, dass er endlich derjenige sein kann, der (oder besser gesagt: die) er schon immer sein wollte. Die Suche nach der sexuellen Identität steht im Mittelpunkt von "Desire Will Set You Free", einem Debüt, das für deutsche Verhältnisse sehr ehrlich und freizügig vom heutigen Berlin erzählt.
Das queere Berliner Milieu erscheint hier in alle seinen Facetten und Befindlichkeiten: jung, gelangweilt, freizügig,und subversiv. Die Kamera fliegt an Orte wie den legendären Berghain-Club, besucht die fast schon vergessene Schwulenszene am Nollendorfplatz und entwirft so die Landkarte einer anderen Stadt, einer Stadt, die erst nach Sonnenuntergang zum Leben erwacht.
Mit autobiografischen Elementen angereichert
Yony Leyser, der den Film mit autobiografischen Elementen anreichert, ist selber sehr fasziniert von der Legende, Berlin sei die ultimative Stadt der Selbstverwirklichung. Für die Visualisierung dieses Traums baut er auch lustige Cameo-Auftritte von Nina Hagen und Rosa von Praunheim in seine Handlung ein. Alte queere Größen stehen den jungen gegenüber. Und plötzlich mischt sich die Vergangenheit mit der Berliner-Gegenwart und "Desire Will Set You Free" gelingt so die Bestandsaufnahme einer gewissen Generation.
Schade, dass Leyser seine eigentlichen Figurenkonstellationen dadurch aus dem Blick verliert. Personen treten auf und wieder ab, ohne dem dramaturgischen Verlauf etwas beizusteuern. Aber vielleicht ist ja das auch ein Zeichen des heutigen Berlins – Die Stadt als Durchlauferhitzer für Tagträumer und sanfte Gestrige. Alle haben das Recht auf ein paar wilde Nächte, aber es gibt keine Garantie auf ein glückliches Leben!