"Die Frau in Gold"
USA, Großbritannien 2015
Regie: Simon Curtis
Darsteller: Helen Mirren, Tatiana Maslany, Ryan Reynolds, Katie Holmes, Daniel Brühl, Moritz Bleibtreu, Tom Schilling, Justus von Dohnány, Nina Kunzendorf, Antje Traue
107 Minuten
Weitere Informationen zum Film finden Sie auf der Webseite des Films.
Kampf um ein Nationalheiligtum
Der Film "Die Frau in Gold" von Simon Curtis erzählt den international spektakulärsten Fall von Nazi-Raubkunst: Österreich kämpft mit unlauteren Mitteln gegen den Anspruch der letzten Überlebenden der ehemaligen jüdischen Besitzer - eines Bildes von Gustav Klimt. Eine spannende Story mit großer Wirkung.
Die große Hollywoodproduktion hat zwei entscheidende Vorteile: eine wahre Geschichte, deren Aufblätterung wie ein Thriller gearbeitet ist, und Helen Mirren. Mit ihr in der Hauptrolle erzählt Simon Curtis den international spektakulärsten Fall von Nazi-Raubkunst, der erst Anfang dieses Jahrtausends zu Gunsten der ehemalige jüdischen Besitzer vor dem Obersten Gerichtshof der USA geklärt werden konnte. Die schäbige Rolle, die der das Nazi-Regime beerbende österreichische Staat dabei spielte, wird ebenso wenig ausgeklammert, wie das engagierte Wirken investigativer Journalisten wie Hubertus Czernin (Daniel Brühl), die den Fall der geraubten "Goldenen Adele" erst ins Rollen brachten. Das ist für ein Hollywood-Unterhaltungswerk gelinde gesagt keine leichte Herausforderung - und sie wurde gemeistert.
Auf klug verschachtelten zwei Ebenen verfolgen wir die Geschichte vom Raub der vom Jugendstilmaler Gustav Klimt (Moritz Bleibtreu) mit prächtiger Blattgoldauflage porträtierten Adele Bloch Bauer (Antje Traue), der Lieblingstante der Hauptperson in diesem Film Maria Bloch-Bauer, verheiratete Altman. Sie war der fast vollständigen Auslöschung ihrer reichen Wiener Familie durch Flucht entkommen, lebte seither in bescheidenen Verhältnissen in den USA und entschloss sich nach dem Tod ihrer Schwester, die Rückgabe der fünf von Klimt im Auftrag ihrer Familie gemalten Bildern gerichtlich einzuklagen, unter anderem der "Goldenen Adele".
Helen Mirren mit gallbitterem Humor
Dieses Bild aber ging nach dem Krieg in den Besitz des Staates Österreich über und wurde zu einer Art Nationalheiligtum erklärt. Entsprechend hart und mit unlauteren Mittel kämpften die damalige Kulturministerin und Beamte aus der Kunstszene um ihren Besitzanspruch, der angeblich auf einem Testament Adele Bloch-Bauers beruhen sollte. Das ist alles einigermaßen kompliziert und doch schafft es der Film, daraus nicht nur eine spannende Story zu kristallisieren, sondern auch beim Zuschauer ein Grundverständnis für das eklatante Unrecht zu schaffen, das den Juden Europas nicht nur zur Nazizeit angetan wurde, und: Weshalb es oft Jahrzehnte gedauert hat, bis sie Restitution einklagten, also Gründe, die dazu führten, dass das Bild heute eben nicht mehr in Wien, sondern von einem privaten Besitzer in der Neuen Galerie Manhattan ausgestellt wird.
Trotzdem, ohne die differenzierte Darstellung von Helen Mirren mit ihrem gallebitteren Humor auf der einen und in ihren berührenden, im Film wunderbar lebendig gemachten Erinnerungen an jüdisches Leben in Wien auf der anderen Seite wäre dem Film sicher nicht solch eine Wirkung gelungen. Auch wenn dieser Film mit dem Blick auf ein weltweites Publikum nicht auf Klischees verzichtet, wie die Nachinszenierung großer NS-Spektakel.