Die Kommune
Dänemark 2015 - Regie: Thomas Vinterberg, Darsteller: Trine Dyrholm, Ulrich Thomsen, Fares Fares, Helene Reingaard Neumann, Martha Sofie Wallstrom Hansen - 112 Minuten, ab 12 Jahren
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Entzauberung eines alternativen Lebens
Ein Experiment des Zusammenlebens in den 70er-Jahren: Der Geist der Freiheit und Selbstbestimmung kann eine Tragödie allerdings nicht verhindern. In "Die Kommune" verarbeitet der dänische Regisseur Thomas Vinterberg Erfahrungen der eigenen Kindheit. Hauptdarstellerin Trine Dyrholm erhielt den "Silbernen Bären" als beste Darstellerin bei der Berlinale 2016.
Der dänische Regisseur Thomas Vinterberg ist Mitbegründer einer Bewegung, die das europäische Autorenkino der letzten Jahrzehnte stark geprägt hat: "Dogma". Seine erfolgreichsten Filme "Das Fest" (1999) und sein 2012 in Cannes gefeiertes Drama "Die Jagd" sind Erkundungen der düstersten Kammern menschlicher Seele. Vinterberg hat in den letzten Jahren auch andere Filmgenres bedient und der diesjährige Berlinale-Wettbewerbsbeitrag "Die Kommune" ist ein Beispiel dafür.
Fußend auf den Erfahrungen seiner eigenen Kindheit, erzählt er von solch einem Experiment des Zusammenlebens in den 70er-Jahren, anfangs mit fröhlicher Distanz und skurriler Situationskomik. Es sind keine ganz jungen Leute mehr, die sich in dieser Kommune zusammengeschlossen haben. Erik (Ulrich Thomsen) hat ein großes, feudales Haus geerbt und füllt es auf Drängen seiner abenteuerlustigen Ehefrau Anna (Trine Dyrholm) mit alten Freunden und neuen Bekannten.
Der lose Beziehungsreigen kippt
Abstimmungsmodus, Statut, Finanzplan: Natürlich entwickelt sich alles nicht problemlos, aber der lose Beziehungsreigen, dem der Zuschauer leicht amüsiert zu folgen bereit ist, kippt in ein Drama, als Erik mitteilt, nicht mehr ohne seine Studentin Emma (Helene Reingaard Neumann) leben zu wollen. Anna ist es, die den Vorschlag macht, dass Emma und Erik weiter mit ihnen zusammen leben sollen, das entspräche doch dem Geist von Freiheit und Selbstbestimmung, den man in der Kommune leben wolle. Dass dieser Geist eine Beziehungstragödie nicht verhindern kann, ist die Erfahrung, die Anna machen muss.
Damit erobert Trine Dyrholm das emotionale Zentrum dieses Filmes und mit ihr die beiden Kinder, der fünfjährige kranke Vilas und die 14-jährige Freya (Marthe Sofie Wallström). Anna bricht zusammen, ihr Schicksal macht alle unglücklich und beendet den Traum von einem anderen, besseren Leben. Diese Entzauberung ist nicht neu - und vielleicht kam Trine Dyrholms intensiver Auftritt (Silberner Bär 2016) sogar überraschend für Regisseur Thomas Vinterberg. Seine Erzählhaltung bleibt bis zum Ende irritierend distanziert, ohne wirkliche Empathie für seine Protagonisten.