Die Mitte der Welt
Regisseur: Jakob M. Erwa
Mit Louis Hofmann, Sabine Timoteo, Jannik Schümann, Svenja Jung u.a.
Literaturverfilmung, Deutschland 2016, 115 Minuten
Unsterblich verliebt in den neuen Mitschüler
"Die Mitte der Welt" handelt vom Erwachsenwerden unter problematischen und zum Teil auch komischen Umständen. Dem Regisseur Jakob M. Erwa ist eine schöne Verfilmung des gleichnamigen Jugendbuches gelungen.
Der siebzehnjährige Phil kommt gerade aus den Sommerferien wieder nach Hause und sieht mit Grauen dem neuen Schuljahr entgegen. Seine Familie gilt als Außenseiterbande in dem kleinen Ort. Mutter Glass ist ständig auf der Suche nach dem neuen Mann an ihrer Seite; seine Zwillingsschwester Diana gilt als verrückt. Zum Glück hat Phil seine durchgeknallte Freundin Kat, mit der er sich auf das neue Schuljahr vorbereiten kann.
Doch dann steht ein neuer Mitschüler vor der Klasse. Phil verliebt sich unsterblich in Nicholas. Als dieser seine Gefühle zu erwidern scheint, sieht das furchtbare neue Schuljahr gar nicht mehr so furchtbar aus. Doch dann kommt alles anders. Und Phil wird schneller erwachsen als ihm lieb ist.
Coming-Out, Coming-of-Age, Patchworkfamilie, abwesende Väter, irrlichternde Gefühlsverwirrungen – Jakob M. Erwa zieht in seiner Verfilmung des gleichnamigen Jugendbuchs von Andreas Steinhöfel alle Register des Jugend- und Familienfilms. In einem wunderbaren Tempo folgt er den Irrungen und Wirrungen seiner Teenager-Figuren.
Ein paar lustige Szenen zu viel
Die Inszenierung muss sich dabei in ihren besten Momenten nicht vor ähnlich gelagerten Stoffen aus den Vereinigten Staaten verstecken. Nur manchmal meint Erwa es zu gut mit uns und schiebt ein paar lustige Montage-Sequenzen zu viel in seine Erzählung hinein.
Aber alles steht und fällt hier mit der Besetzung. Sind die Jugendlichen allesamt mit beeindruckend talentierten Jungschauspielern besetzt (allen voran Louis Hoffmann), so ist die Besetzung der Mutter mit Sabine Timoteo phasenweise mehr als problematisch: Verleiht sie der Mutter Glass doch ein bis zwei Marotten zu viel und lässt das Chaotische der Familie fast schon zur esoterischen Farce entgleiten.
Trotz der zwei kleinen Einschränkungen ist "Die Mitte der Welt" ein sehr liebevoller und sehr überzeugend inszenierter Film geworden, dessen Rhythmus sehr nah an dem dran ist, was man immer recht unscharf als Erwachsenwerden bezeichnet.