Neu im Kino: "Die Schüler der Madame Anne"

Anregung zum Nachmachen

Ariane Ascaride als Lehrerin Madame Anne in einer Szene des Kinofilms "Die Schüler der Madame Anne". Der Film kommt am 05.11.2015 in die deutschen Kinos.
Ariane Ascaride als Lehrerin Madame Anne in einer Szene des Kinofilms "Die Schüler der Madame Anne". © picture alliance / dpa / Neue Versionen Filmverleih
Von Hans-Ulrich Pönack |
In "Die Schüler der Madame Anne" schafft es die Lehrerin, die Perspektivlosigkeit einer Null-Bock-Klasse in einem Pariser Vorort zu durchbrechen. Marie-Castille Mention-Schaar hat - mit Laien und Profis - einen Film mit Köpfchen gedreht, der wichtig und unterhaltsam ist.
Das Léon-Blum-Gymnasium im Pariser Vorort Créteil. 29 Nationalitäten tummeln sich hier. Die 10b-Klasse ist eine Null-Bock-Stätte. Hier sind viele, die der Meinung sind, daß sie sowieso später keine Chance haben in der französischen Gesellschaft. Deshalb "poltern" sie und halten ihr Klassenzimmer als Selbstdarstellungsbühne.
Als die engagierte Lehrerin Anne Gueguen (Ariane Ascaride) die Klasse übernimmt, begegnen ihr Unwille und Provokationslust. Die Stimmung ist gereizt. Doch aufgeben ist nicht Madames Sache. Die unscheinbare und kluge Frau versteht es geschickt, die Muster der Kids zu durchbrechen. Sie meldet die Klasse für einen renommierten, nationalen Schülerwettbewerb an. Thema: "Kinder und Erwachsene im System der nationalsozialistischen Konzentrationslager". Natürlich stößt Madame zunächst auf Desinteresse und Ignoranz. Doch sie schafft es, die meisten einzubinden. Ein Museumsbesuch verändert vieles. Und der Besuch des Zeitzeugen Léon Zyguel, der als 15-Jähriger verhaftet und zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder ins KZ deportiert wurde, verändert alles. Seine positive Energie und seine starke Überzeugung, im Leben gegen Rassismus und für die Würde und das Leben zu kämpfen, beeindruckt. Die Schüler rücken zusammen und begreifen, wie enorm wichtig heute Freundschaft und Solidarität sind.
Keine naive Lehrstunde
Der mit Laien und Profis hergestellte Film ist ein beeindruckender und sehr atmosphärischer Spannungsfilm, besetzt mit überzeugenden Charakteren, deren reales Spiel "an die Birne knallt". Und von dem als Fazit gerne zu übernehmen ist: Wenn schon sonst niemand hilft und das Bildungssystem aufhört zu bilden, hilf dir doch selbst. Zum Beispiel innerhalb der kleinen Gemeinschaft: Klasse.
Natürlich, wo gibt es schon solch eine engagierte "Vorturnerin" wie Madame Anne. Deren unerschütterliches Selbstbewusstsein überzeugt, und die großartig-charismatisch und unaufdringlich-präsent sowie wunderbar authentisch von der französischen Schauspielerin Ariane Ascaride ("Schnee auf dem Kilimandscharo") gespielt wird.
"Die Schüler der Madame Anne" oder: Es hat mal "etwas" geklappt. Was zum Denken und Nachmachen anregt. Dabei ist der Film keine naive Lehr- und Leer-Stunde, sondern ein Spielfilm mit sehr viel Köpfchen; zum Begreifen und Mögen; zudem richtig-wichtig sowie unterhaltsam-spannend: Also anregend im besten Sinne.

"Die Schüler der Madame Anne" von Marie-Castille Mention-Schaar. Mit: Ariane Ascaride, Ahmed Dramé u.a. (Frankreich 2014; 105 Minuten)

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