Anne Wallner hat sich an den Berliner Drehorten des Films umgeschaut: am Flughafen Tempelhof und dem alten Kraftwerk in der Köpenicker Straße. Ihr Beitrag ist heute in unserer Sendung "Kompressor" ab 14.07 Uhr gelaufen.
Kriegerischer Konflikt ohne Triumph
Der letzte Teil der Verfilmung der Romantrilogie "Die Tribute von Panem" bietet Actionszenen auf höchstem Niveau und ausgefeilte Charaktere. Er stellt Fragen von aktueller Bedeutung, die auch auf das soziale Miteinander zielen: Was bleibt den Menschen nach dem Kampf?
Mit dem 5. Teil geht eine Filmreihe zu Ende, die in vieler Hinsicht außerordentlich erfolgreich ist. Die Verfilmung der Romantrilogie, geschrieben von der US-amerikanischen Schriftstellerin Suzanne Collins, hat nach den Kinohits der Harry-Potter-, und Twilight-Reihen nicht nur neue Besucherrekorde eingefahren, sondern auch einen neuen Star an den Hollywoodhimmel gestellt.
Die inzwischen 25-jährige Jennifer Lawrence, Darstellerin der Romanheldin Katniss Everdeen, absolvierte in den letzten drei Jahren seit dem ersten Panem-Film 2012 ein enormes Arbeitspensum. Dazu gehören nicht nur die jährlichen Fortsetzungen dieser Reihe, sondern auch ihre Mitwirkung an den X-Men-Filmen und erfolgreicher Erwachsenenfilme wie "American Hustle" oder "Silver Linings". Trotzdem spielt sie als Heldin des Kampfes gegen ein diktatorisches Imperium auch im letzten Teil der Tribute-von-Panem-Reihe überzeugend eine Jugendliche, die sich in vielfach konfliktgeladenen Beziehungen in ihrer Altersgruppe wie auch der Erwachsenenwelt behauptet.
Vor den Toren des Kapitol
Der gemeinsame Aufstand aller 13 Distrikte steht vor dem Sieg. Katniss und ihre engsten Freunde haben die Tore zum Kapitol erreicht, der Hauptstadt der Diktatur, und dieser letzte Kampf wird ihr das schwerste Opfer abverlangen. Vorher hatte sie sich gegen die raffinierten Manipulationen von Revolutionsführerin Alma Coin (Julienne Moore) behauptet. Katniss wurde als Mockingjay (etwa: Spotthäher) in eindeutig propagandistischer Absicht zur Siegesgöttin aufgebaut.
Um das Symbol zu bewahren und nicht das Leben von Mockingjay zu riskieren, sollten sie und ein Trupp ihrer engsten Freunde gar nicht mehr an vordester Front kämpfen, sondern in fingierten Kampfbildern zum Kampf motivieren. Aber Katniss bleibt sich treu: Sie wird als Kämpferin ins Kapitol einziehen und ihren Erzfeind Präsident Snow (Donald Sutherland) richten.
Dabei ist der Triumph im kriegerischen Konflikt eindeutig nicht das Happy End, zu dem uns der Film führt. Katniss bleibt auch in diesem Abschlussteil eine Suchende. So hat die Reihe ein Finale bekommen, das sie eindeutig im Jugendfilmgenre verortet und gleichzeitig den komplexen Anforderungen vom Erwachsenwerden in modernen Gesellschaften gerecht wird.
Erstaunlich meditative Atmosphäre
"Mockingjay Teil 2" ist bis auf das kitschige, aber dem Roman adäquate Happy End in der Liebesgeschichte spannend. Der Film bietet Actionszenen auf höchstem Niveau, vor allem aber führt er die komplexe Charakterzeichnung staatstragender wie rebellierender Helden zu letzter Konsequenz, was ihm eine erstaunliche meditative Atmosphäre verleiht.
Manipulation für den guten Zweck? Die Aufgabe eigener Ziele für die Gemeinschaft? Was bleibt den Menschen nach dem Kampf? Das sind Fragen, vor denen auch die Zuschauer gestellt werden. Und damit hat sich die Tribute-von-Panem-Reihe auch im letzten Teil als thematisch und handwerklich außerordentlich anspruchsvoll behauptet.
"Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2"
USA 2015; Regie: Francis Lawrence
Darsteller: Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, Julienne Moore, Donald Sutherland, Woody Harrelson, Philip Seymour Hoffman, Elizabeth Banks, Stanley Tucci
ab 12 Jahren; 137 Minuten