"Eight Days a Week - The Touring Years", Dokumentation, Regie: Ron Howard, US/GB 2016
Was auf Beatles-Konzerten abging
Die Ernüchterung nach der Beatles-Welttournee, ihr Polarisieren in den USA und hysterische Fanreaktionen: Der amerikanische Regisseur Ron Howard zeigt in der Dokumentation "Eight Days a Week - The Touring Years" die Veränderung der Musiker und der Jugendkultur- und präsentiert dabei Spektakuläres.
Beatles-Fans haben es eigentlich gut. Regelmäßig werden ein paar alte Aufnahmen gefunden und restauriert, und Sir Paul ging dieses Jahr auch mal wieder auf Tournee und spielte dabei viele Beatles-Klassiker wie "A Hard Days Night" als Opener. Im Unterschied zu den Live-Auftritten der Liverpooler in den 60er-Jahren, kann man heute auch die Musik hören und die Ansagen verstehen. Denn wenn Ron Howards ebenso unterhaltsame wie gelungene Doku eines ganz deutlich zeigt, dann wie schrecklich es um die Akustik während eines Beatles- Konzerts bestellt war. Eigentlich wurde der gesamte Auftritt, der oft kaum länger als eine halbe Stunde war, von den Mädchen nur durchgekreischt.
Waren John, Paul, George und Ringo zunächst noch begeistert und hatten sich in kleinen Clubs als gute Live-Band etabliert, setzte nach vier Jahren Dauer-Welttournee mit über 800 Konzerten von Beirut über Manila, Hamburg und New York eine große Ernüchterung ein. Schon 1966 gaben die Beatles ihr letztes Konzert.
Howard hinterfragt den Mythos nicht
Was genau auf den Konzerten abging, wie sich die vier Jungs aus England veränderten, was sie vor allem auch für die Jugendkultur bedeuteten, fängt Ron Howard ganz treffend ein. Besonders interessant ist zum Beispiel auch, wie die Beatles in den USA schnell polarisierten, sich gegen Rassentrennung einsetzten und im Süden in Jacksonville fast ein Konzert absagten, als man dort die Afroamerikaner vom weißen Publikum zu trennen versuchte. Erschreckend auch die Hysterie, mit der Platten verbrannt wurden, weil John Lennon in einem aus dem Kontext verwendeten Zitat gesagt hatte, die Beatles seien nun bekannter als Jesus.
Natürlich ist Ron Howard nicht Martin Scorsese oder ein gestandener Dokumentarist wie die Brüder Albert und David Maysles mit ihren Musikfilmen wie "Gimme Shelter". Howard dreht nun einmal meistens nette Filme, manchmal auch richtig gute wie "Rush" oder "Frost/Nixon". Es geht ihm nicht darum, den Beatles-Mythos groß zu hinterfragen oder die Differenzen innerhalb der Band zu thematisieren. Ganz bewusst heißt der Film ja auch "The Touring Years" und zeigt dabei durchaus Spektakuläres, Interessantes, Nachdenkliches. Mit Interviews hält sich Ron Howard wohltuend zurück und im Anschluss an die Beatles-Doku darf man auch noch ein digital restauriertes Beatles Konzert in Echtzeit im New Yorker Shea Stadium von 1965 sehen. Spätestens dann ist wohl jeder Beatles Fan einfach nur happy.