"Ein Hologramm für den König"
Regie: Tom Tykwer, Darsteller: Tom Hanks, Deutschland/USA 2016, 98 Minuten
Tom Hanks verloren im Wüstensand
In seinem neuen Film "Ein Hologramm für den König" schickt Tom Tykwer Schauspieler Tom Hanks als gescheiterten Geschäftsmann in die saudische Wüste: gekonnte Unterhaltung mit einem Anflug von westlicher Zivilisations- und Kapitalismuskritik. Mal ein ganz anderer Tykwer.
Tom Tykwer ist vielleicht zur Zeit Deutschlands einziger international bedeutender Cineast. Wenn sich seine frühen deutschsprachigen Filme wie "Lola rennt", "Der Krieger und die Kaiserin" oder "Winterschläfer" filmisch lange nicht wirklich fassen ließen, dabei formell bestechend waren, aber emotional immer ein wenig zu kühl blieben, drehte Tykwer bei englischsprachigen Filmen immer viel konventioneller. Er fand beeindruckende Bilder und großartige Darsteller für "Das Parfüm", kann ebenso einen Politthriller wie "The International" und Historie und Science Fiction als Teil eines Ensembles in "Cloud Atlas". Nun hat er mit Mister Jedermann, dem immer sympathischeren Tom Hanks eigentlich erstmals eine Komödie gedreht, die mit leichtem, manchmal kafkaesken, dann wieder absurdem Humor durchzogen ist.
Verloren in der Retortenstadt in der Wüste
Tom Hanks spielt den amerikanischen Geschäftsmann Alan Clay, den es zu den reichen Saudis in die Wüste verschlägt. Zu Hause in den USA hat er einst eine ganze prosperierende Fahrräderfirma nach China wegrationalisiert und im Zuge des chinesischen Know-How-Klaus sich de facto auch selber weg rationalisiert.
Nun soll er als Vertreter dem König eine bahnbrechende, sehr teure Hologrammtechnologie verkaufen, die es Staatsmännern beispielsweise erlaubt, sich mit Gästen und anderen Politikern nur noch virtuell zu treffen. Die ersten Versuche mit Avatars und Cyberspace lassen grüßen. Aber während der pflichtbewusste Amerikaner jeden Morgen in einer halb fertigen Retortenstadt in der Wüste erscheint, lassen sich die Saudis Zeit. Ob der König jemals kommen wird, soll hier offen bleiben...
Aber irgendwann ist das nicht mehr wichtig. Alan fängt an, sich an die Absurditäten des saudischen Alltags zu gewöhnen. Alkohol: streng verboten, aber nur öffentlich. Termine: werden nie eingehalten, die Gesprächspartner sind immer in Riad oder New York - oder laufen zufällig doch im achten Stock herum. Häuserruinen: noch mitten im Bau, warten schon mal mittendrin mit einer Luxus-Muster-Wohnung auf.
Und so lässt man sich als staunender und lächelnder Beobachter dieses so unwestlichen Treibens einfach in den Kinosessel fallen und entspannt ebenso wie Alan Clay. Das ist in erster Linie gekonnte Unterhaltung mit einem Anflug von westlicher Zivilisations- und Kapitalismuskritik. Mal ein ganz anderer Tykwer. Wieder einmal!
Und so lässt man sich als staunender und lächelnder Beobachter dieses so unwestlichen Treibens einfach in den Kinosessel fallen und entspannt ebenso wie Alan Clay. Das ist in erster Linie gekonnte Unterhaltung mit einem Anflug von westlicher Zivilisations- und Kapitalismuskritik. Mal ein ganz anderer Tykwer. Wieder einmal!