Neu im Kino: "Familienfest"

Ein Geburtstag voller Abgründe

Günther Maria Halmer als Hannes Westhoff und Hannelore Elsner als Renate in einer Szene des Kinofilms "Familienfest".
Günther Maria Halmer als Hannes Westhoff und Hannelore Elsner als Renate in einer Szene des Kinofilms "Familienfest". © picture alliance / dpa / NFP
Von Hannelore Heider |
Konzertpianist Hannes Westhoff feiert 70. Geburtstag, doch der misanthropische Patriarch mag seine Verachtung gegenüber der Familie nicht verbergen. Und so gerät die Feier zum menschlichen Drama.
Nach "Der Staat gegen Fritz Bauer" kommt mit diesem Familiendrama nach nur zwei Wochen der zweite neue Film von Regisseur Lars Kraume ins Kino. Auch er problematisiert deutsche Befindlichkeit, allerdings liegen zwischen den Geschehnissen beider Filme mehr als 50 Jahre. Wenn der Schauplatz des ersten die große politische Bühne ist, spiegelt das "Familienfest" jetzt die gar nicht so anders gearteten Konflikte in der kleinsten Zelle der Gesellschaft, der Familie.
Hannes Westhoff (Günther Maria Halmer) wird seinen 70. Geburtstag ganz groß feiern. Dazu eingeladen wurde von Anne (Michaela May), der zweiten Ehefrau des berühmten Konzertpianisten. Bereits einen Tag vorher sind seine drei Söhne und die Exfrau angereist, in eine noble Berliner Villa am See.
Zynismus und Verachtung
Der Patriarch ist ein Misanthrop und verbirgt seine chronisch schlechte Laune nicht vor den Ankommenden. Die erste Begegnung mit Exfrau Renate (Hannelore Elsner) am Flugplatz gibt den Ton der Familienbegegnung der nächsten beiden Tage vor. Zynismus und Verachtung sind der Grundton seiner Gefühle, ausnahmslos allen Familienmitgliedern gegenüber, und das bringt der Egomane ungebremst zum Ausdruck.
Seine Ex Renate ist für ihn die Säuferin, was Hannelore Elsner gallebitter kontert. An seinem Sohn Frederick (Barnaby Metschurat) und dessen Partner Vincent (Daniel Krauss) lässt er ungehemmt seine Homophobie aus, den ständig in Geldsorgen schwebenden Sohn Gregor (Marc Hosemann), verspottet er, weil dieser sicher auch diesmal um Geld betteln wird.
Auch mit der Geringschätzung für seine ihm treu ergebene zweite Ehefrau Anne ist dieser deutsche Mann fast eine Karikatur. Die übrigen Figuren um den Familientisch sind uns auch nicht unbekannt, zu klischeebeladen sind ihre Charaktere, als das man Überraschendes erwartet.
Intensives Spiel
Nicht nur der Titel erinnert an Thomas Vinterbergs Drama "Das Fest" und andere Familientragödien. Aber eine Figur bricht aus. Sohn Max (Lars Eidinger) hat außer einer hässlichen Palme als Geschenk, noch eine junge Frau mitgebracht, seine Krankenschwester Jenny (Jördis Triebel). Die beiden spielen das böse Spiel nicht mit und fungieren so als Katalysatoren für einen Konflikt, der im Film zwar sehr früh ausbricht, sich dann aber im gegenseitigen Austausch von Gemeinheiten festfährt.
Wie immer, wenn Lars Eidinger vor der Kamera steht, verschärft und emotionalisiert er Konflikte und darin folgen ihm auch all die anderen Darsteller. Ihr intensives Spiel macht die eigentlich schon zu oft schon gehörten Dialoge lebendig. Sie machen aus diesem "Familienfest" dann doch mehr als eine Erzählung über einen sehr deutschen, zerstörerischen Ewiggestrigen.
Des Verweises im Drehbuch, dass dieser Vater auch nur eine unselige Tradition fortsetzt und an die nächste Generation weitergibt, hätte es gar nicht bedurft.

"Familienfest"
D 2015, Regie: Lars Kraume
Darsteller: Günther Maria Halmer, Hannelore Elsner, Michaela May, Lars Eidinger, Jördis Triebel, Barnaby Metschurat, Daniel Krauss, Marc Hosemann
Länge: 95 Minuten, FSK: ab 6 Jahren

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