Neu im Kino: "Fikkefuchs"

Die Notgeilheit der Männer

Franz Rogowski (l) alias "Thorben" und Jan Henrik Stahlberg (r) alias "Rocky".
Franz Rogowski (l) alias "Thorben" und Jan Henrik Stahlberg (r) alias "Rocky". © imago / stock&people
Von Jörg Taszman |
In "Fikkefuchs" von Regisseur Jan Henrik Stahlberg sind Vater und Sohn notgeil und stellen permanent Frauen hinterher. Kein Film für Jedermann/Jedefrau, aber ein unbequemes und dabei oft auch sehr witziges Werk, so unser Kritiker.

Worum es geht:

Eigentlich heißt er Robert Ockers, lebt mit seinem sabbernden Hund ziemlich einsam in einer Berliner Altbauwohnung und ist ein ziemlich unattraktiver Looser. Dann wird er von seinem aus der Psychiatrie abgehauenen Sohn Thorben belagert, den er noch nie zuvor gesehen hat. Vater und Sohn sind beide notgeil und stellen permanent Frauen hinterher.
Denn der Senior – genannt "Rocky" – galt einst als "Stecher von Wuppertal" und als "Casanova". Sein Sohn, der Sex nur aus Internet-Pornos kennt, aber real über Null-Erfahrungen verfügt, will nun von seinem Vater lernen. Also gibt Rocky ihm Nachhilfe und beide gehen zusammen in Discos oder Bars, um Frauen aufzureißen. Das ist immer peinlich, meistens lächerlich und für die Frauen nervend und belastend.

Das Besondere:

Fikkefuchs eckt an, ist der radikalste deutsche Film seit einer gefühlten Ewigkeit und polarisiert. Für die Moralapostel der political correctness ist der Film nur billiger Klamauk, frauenfeindlich und widerlich. In München und Frankfurt galt für "Fikkefuchs" ein Plakatierverbot, um die Würde der Frau zu bewahren.
Übrigens war keine deutsche Filmförderung und kein TV Sender bereit, den Film finanziell zu unterstützen, der weitgehend durch Crowdfunding realisiert wurde.

Die Bewertung:

Regisseur Jan Henrik Stahlberg provoziert erneut – wie schon bei seinem Regiedebüt "Muxmäuschenstill". Völlig uneitel verkörpert er die männliche Hauptfigur mit zu langen Haaren und beginnender Glatze, das Gegenteil von sexy. Als Regisseur filmt er in einer Mischung aus Dogma- und Handy-You-Tube-Ästhetik, zeigt Pornoschnipsel, Kotz- und Fäkalszenen und übertreibt es trefflich. Frauen scheinen auch in der Kameraführung reine Sexualobjekte zu sein, denen man auf den Hintern und auf die Brüste glotzt. Aber bei aller Zuspitzung und Provokation zeigt Fikkefuchs eher, wie triebgesteuert, verloren, realitätsfremd und unfähig Männer Frauen gegenüber sind.
Es ist übrigens mitunter durchaus auch ein philosophischer Film über Männerbilder und ihre Sexfantasien. Wer das alles nur ablehnt und als peinlich und frauenfeindlich abtut, hält sich für den besseren Mann und wagt vielleicht nicht, so in seine eigenen Abgründe zu schauen, wie Jan Henrik Stahlberg, der als Provokateur überzeugt.
Als Regisseur bleibt er zu zügellos, um einen nachhaltigeren Film gegen Puritanismus und die Diktatur der politischen Korrektheit zu drehen. Kein Film für Jedermann/Jedefrau, aber ein unbequemes und dabei oft auch sehr witziges, komisches und unterhaltsames Werk. Endlich mal ein deutscher Film, der etwas bewegt.

"Fikkefuchs"
Regisseur Henrik Stahlberg
Darsteller: Saralisa Volm, Franz Rogowski, Jan Pohl, Jan Henrik Stahlberg, Susanne Bredehöft
Produktionsland Deutschland
Länge 104 Minuten, FSK: 16

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