Die absurde Karriere einer Diva
Die Millionärin wollte unbedingt Opernsängerin werden - obgleich sie kein Talent hat. Meryl Streep spielt in "Florence Foster Jenkins" die schrullige Diva. Regisseur Stephen Frears nimmt in seinem Film die Talentlosigkeit der Dame aufs Korn und hat einen Wohlfühlfilm gedreht.
Sie konnte nicht singen und traf so ziemlich jeden Ton falsch. Aber die Leidenschaft, mit der Florence Foster Jenkins Musik liebte, ist dennoch rührend und tragikomisch. Florence umgibt sich mit einem Hofstaat aus Beratern, einem Manager (auch zweiter Ehemann) und Musikern, die ihr alle glaubhaft versichern, wie wunderbar sie singt. Im Film ist es ein junger Pianist, der plötzlich in diesen Florence-Kosmos eindringt, und als er sie das erste Mal singen hört, seinen Schock kaum verbergen kann. Für den Zuschauer ist diese Szene, die erste Gelegenheit einen Lachkrampf zu bekommen, und es folgen noch weitere.
Eine total unmusikalische Frau
Es ist mit dem Abstand von über 70 Jahren schier unvorstellbar, wie eine reiche, aber total unmusikalische Frau eine solch absurde "Karriere" machen konnte, die sie zu Plattenaufnahmen und sogar 1944 im Alter von 76 Jahren bis in die Carnegie Hall führte. In den heutigen Zeiten von Social Media und Internet wäre das Phänomen schlichtweg unmöglich. Man fühlt sich an Andersens Märchen Des Kaisers neue Kleider erinnert.
Urkomisch und rührend
Regisseur Stephen Frears findet dafür äußerst amüsante und unterhaltsame Szenen. So werden Besucher von Privatkonzerten von St Clair Bayfield sorgsam ausgefiltert. Der Manager und Teilzeit-Ehemann (er hält sich auch eine Geliebte) besticht Journalisten, kauft sich Lob und gute Kritiken und unterhält einen Günstlingsstaat aus meist halbtauben, uralten Bewunderinnen der Gesangskunst seines Schützlings. Nur bei einem unbestechlichen Journalisten der New York Post gelingt es nicht, eine fatale Kritik abzuwenden...
Und hier muss man nun Hugh Grant als St Clair Bayfield erwähnen, der uneitel und sichtlich gealtert sein Repertoire um einen leicht steifen Briten ideal erweitert. Dass Meryl Streep in dieser Rolle mal wieder für einen Oscar nominiert werden wird, versteht sich von selbst. Sie ist einfach großartig, urkomisch und rührend. Dennoch besteht die große Kunst des Films darin, sich nicht einfach zynisch oder gehässig über die Talentlosigkeit von Florence Foster Jenkins zu mokieren. Dazu zeigt sie der Humanist Stephen Frears einfach zu menschlich. Mal ein ganz anderer Feelgood-Film.
Musikredakteur Vincent Neumann über Florence Foster Jenkins - die schlechteste Opernsängerin der Welt 11:15 min.: