"Frantz" (Trailer)
Frankreich, Deutschland 2016
Regie: Francois Ozon
Mit: Paula Beer, Pierre Niney, Ernst Stötzner
Länge: 116 Minuten
Der Mörder meines Mannes
Mit dem Melodram "Frantz" zeigt Francois Ozon den Umgang mit vergangener Liebe und Schuld am Beispiel einer Witwe nach dem Ersten Weltkrieg. Die erhält eines Tages Besuch von einem Franzosen, der sich als Freund ihres Mannes ausgibt, in Wirklichkeit aber dessen Mörder ist.
Mit Filmen wie "Acht Frauen", "Das Schmuckstück" oder "Swimming Pool" zeigte Francois Ozon seine Vorliebe für das Melodram, für Diven, für die Künstlichkeit des Kinos, für Boulevard. Nun hat er ein Melodram gedreht, dessen Handlung nach dem Ersten Weltkrieg einsetzt und in dessen Mittelpunkt eine junge Witwe steht.
Nun könnte man denken, dass das Melodrama nicht das geeignete Genre für diesen Stoff ist. Doch wenn man sich in der Filmgeschichte umschaut, stellt man fest, dass es stets politisch brisante Themen wie Klassen- oder Rassenunterschiede aufgegriffen hat.
Auch "Frantz" handelt von einer Liebe, die nicht gelebt oder besser nicht mehr gelebt werden kann. Anna (beeindruckend: Paula Beer) hat ihren Mann verloren, lebt nun bei ihren Schwiegereltern. Jeden Tag besucht die Witwe das Grab, in dem kein Leichnam liegt.
Eines Tages steht neben ihr ein Mann, ein Franzose, der sich als Freund des verstorbenen Frantz ausgibt. Anna und den Schwiegereltern erzählt er von den gemeinsamen und glücklichen Tagen in Paris. Später gesteht er der jungen Witwe jedoch, dass er der Mörder ihres Ehemannes ist, dass er nach Deutschland gereist ist, weil er Reue zeigen möchte, weil er hofft, von seiner Schuld erlöst zu werden.
Fiktion gegen die Trauer
Anna wird diese tragische Wahrheit für sich behalten. Von ihrer Schwiegermutter aufgefordert, die denkt, dass sich Anna in den geheimnisvollen Franzosen verliebt hat, reist sie nach Frankreich. In Briefen erzählt Anna von ihrem neuen Leben, als Zuschauer erleben wir aber eine andere Wahrheit.
Anna erspinnt sich eine Fiktion, um ihre Trauer zu verarbeiten, um einen Neubeginn zu versuchen. Und es ist diese Fiktion, die durch melodramatische Momente überhöht wird, die den Schmerz der jungen Frau zeigen, ohne ihn auszustellen.
Die Schwarzweiß-Fotografie wiederum schafft eine Distanz, die den Zuschauer aber nicht von den Gefühlen entfernt, sondern sie vielmehr in einen historischen Rahmen einordnet.
Tatsächlich haben die gestochen scharfen Schwarzweiß-Bilder etwas von Fotografien, die man vielleicht von seinen Großeltern kennt. Diese lässt Ozon lebendig werden, verbindet eine persönliche Geschichte mit der Stimmung in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg.