"Békeidö"
Ungarn 2020
Regie: Szabolcs Hajdu
Länge: 92 min.
Orbán, der Spalter
08:55 Minuten
Seit zehn Jahren regiert Viktor Orbán Ungarn und er hat das Land tief gespalten, wie der Film "Friedenszeit" zeigt. "So offen und direkt hat noch kein ungarischer Spielfilm das Orbán-Regime kritisiert", urteilt unser Kritiker.
"Békeidö" – "Friedenszeit" – heißt der neue Film von Szabolcs Hajdu, der mit diesem Episodenfilm eine bittere und aktuelle Bestandsaufnahme Ungarns liefert.
Offene Kritik an Orbán-Regierung
"Er zeigt ein tief gespaltenes Land, indem sich Menschen schnell hasserfüllt und völlig intolerant beschimpfen", sagt Journalist Jörg Taszman, der noch bis zum Lockdown Mitte März in Budapest war.
"In einer Episode sieht man eine Handvoll Aktivisten, die sich lautstark über die Diktatur des Ministerpräsidenten beschweren", erzählt Taszman. So eine Szene ist in Ungarn etwas Besonderes, denn: "So offen und direkt hat noch kein ungarischer Spielfilm das Orbán-Regime kritisiert."
Der Film zeige außerdem kaputte Beziehungen, übergriffige Theaterleute und eine hasserfüllte Bevölkerung.
Unabhängigen Medien in Ungarn würden weitgehend positiv auf den Film reagieren, berichtet Taszman. Die Staatsmedien würden den Film dagegen weitestgehend ignorieren.
Kunst- und Medienfreiheit eingeschränkt
In den vergangenen zehn Jahren hat Orbán die Kunst- und Medienfreiheit in Ungarn immer mehr eingeschränkt: "Es gibt gerade noch eine überregionale freie Tageszeitung. Beim staatlichen Fernsehen sitzen nur regierungstreue Journalisten, das Privatfernsehen ist weitgehend unpolitisch. Es gibt zwei kleinere Oppositionssender, die allerdings nur in Budapest zu empfangen sind", sagt Taszman. Einige Internetportale würden allerdings noch kritisch berichten.
"Was sich seit Corona noch einmal verschärft hat, ist, wie gespalten Ungarn ist: Treue Anhänger Orbáns und Orbán Gegner stehen sich fast unversöhnlich gegenüber. Dieser Riss geht durch Familien, belastet Freundschaften", so Taszman.
(nho)