Die Gewalt des Priesters
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Ein katholischer Priester missbraucht über 70 Kinder und wird von der Kirche geschützt: François Ozon widmet sich in "Gelobt sei Gott" hochkonzentriert einem Skandal, der so tatsächlich in Lyon passiert ist. Ein Film, der unter die Haut geht.
Worum geht es?
Es ist wieder einmal bewundernswert, wie gekonnt und überzeugend François Ozon der Regisseur moderner Klassiker wie "8 Frauen", "Frantz" oder "Swimming Pool" die Genres wechselt. Erstmals hat er nun einen harten, realistischen und hochpolitischen Stoff verfilmt. Es geht um einen wirklichen Fall in Lyon, um den katholischen Priester Pater Bernard Preynat, der über 70 kleine Jungen missbrauchte und trotzdem von der Kirche immer gedeckt wurde.
Was ist das Besondere?
Ozon verfilmt diesen ungeheuerlichen Fall von Kindesmissbrauch in drei Episoden mit drei ganz unterschiedlichen Protagonisten. Zunächst sieht man den Familienvater und gläubigen Katholiken Alexandre, der zunächst versucht, innerhalb der Kirche etwas zu bewegen. Als das nicht funktioniert, gründet er zusammen mit anderen Opfern die Organisation "La Parole Libérée" (Das Befreite Wort). In der zweiten und dritten Episode kommen dann François und Emmanuel zu Wort, die mit der katholischen Kirche längst gebrochen haben, sehr viel radikaler gegen die Kirche vorgehen und von ihren Familien ganz unterschiedlich unterstützt werden.
Bewertung
Hochkonzentriert und sehr klassisch hat François Ozon seinen bisher konventionellsten, wie auch politisch engagiertesten Film gedreht, der gerade wegen seiner vermeintlichen Kühle wirklich unter die Haut geht. Herausragend sind wie so oft bei Ozon die Darsteller, vor allem Melvil Poupauld als Alexandre, Denis Menochet als Françoisund Swan Arlaud und Emmanuel. Wieder einmal ein richtig guter Ozon.