"Genius - Die tausend Seiten einer Freundschaft"
USA 2016, Regie: Michael Grandage
Mit : Jude Law, Colin Firth, Nicole Kidman, Laura Linney
Länge: 104 Minuten
Gepflegte Langeweile in Sepia-Tönen
Dieser Film zeigt die Beziehung zwischen dem amerikanischen Schriftsteller Thomas Wolfe und seinem Lektor Max Perkins. Leider lässt der Film sich nicht allzusehr auf den Entstehungsprozess von Kunst ein. Stattdessen setzt er auf die Exzesse des Lebemanns Wolfe.
Wie entsteht Kunst? Wie entsteht Literatur? Wie wird aus tausend eng bekritzelten Seiten ein Buch? Mit einem gigantischen Stapel loser Blätter steht der junge Schriftsteller Thomas Wolfe (Jude Law) im New York der 1920er-Jahre vor der Tür des angesehenen Lektors Max Perkins (Colin Firth). Dieser erkennt das Talent von Wolfe, lässt sich auf das Wagnis einer Zusammenarbeit ein. Gemeinsam versucht man, die präzisen Beobachtungen über das amerikanische Leben in all seinen Facetten und Widersprüchlichkeiten in eine Form zu gießen. Dabei wird um jedes Wort, jeden Satz, jede Formulierung gerungen.
Schade, dass der Film sich nicht noch mehr auf den Entstehungsprozess von Kunst einlässt. Dass er lieber die Exzesse des Lebemannes Wolfe in Szene setzt, seine Beziehungskrisen, sein herablassendes Verhalten seiner Umwelt gegenüber.
Biedere Szenen
Perkins, eigentlich ein fürsorglicher Ehemann und Vater, wiederum lernt durch Wolfe die Subkultur New Yorks kennen. Gemeinsam zieht man durch Nachtclubs und Jazzkneipen. Diese Szene sind bieder und allzu gediegen gefilmt, ihnen gelingt es nicht, einen Zusammenhang mit dem literarischen Schaffen von Wolfe herzuleiten.
Was dem Zuschauer beim Schauen dieser gepflegten, in Sepia-Tönen gehaltenen Langeweile bleibt, sind Schauspielerstudien. Fast aufdringlich wirkt das exzessive Spiel von Jude Law, der permanent überagiert, der nicht für sein Gegenüber spielt.
Ganz anders hingegen, der wunderbare Colin Firth, der in seiner gewohnt minimalistischen Art auch von großen Gefühlen erzählen kann. Man glaubt ihm seine Bewunderung und seinen Respekt vor Wolfes Genie, gleichzeitig ist sein Gesicht auch stets von der Sorge um den Menschen hinter den Worten gekennzeichnet.