Neu im Kino

Grau und grausam

Die Schauspieler Nikolaj Lie Kaas (l.) als Carl Morck und Fares Fares als Hafez el-Assad in einer Szene des Kinofilms "Erbarmen".
Die Schauspieler Nikolaj Lie Kaas (l.) als Carl Morck und Fares Fares als Hafez el-Assad in einer Szene des Kinofilms "Erbarmen". © picture alliance / dpa
Von Hans-Ulrich Pönack |
Brutale Fälle, wortkarge Ermittler - dafür sind viele skandinavische Kriminalgeschichten bekannt. Auch die Verfilmung des Romans "Erbarmen" von Jussi Adler-Olsen erfüllt diese Erwartungen.
Skandinavische Krimis zählen seit vielen Jahren zum besten Spannungslesestoff und sind mitunter exzellentes TV- und Kino-Futter. Nach den Klassikern von Henning Mankell und der "Millenium-Trilogie" des viel zu früh verstorbenen Stieg Larsson (1954 – 2004) tritt nun Jussi Adler-Olsen mit seinen Krimi-Bestsellern im Kino an. Der Sohn eines Psychiaters hat Medizin, Soziologie, Politische Geschichte und Filmwissenschaft studiert und arbeitete danach in verschiedenen Berufen, etwa als Verlags-Geschäftsführer, TV-Redakteur und TV-Serienregisseur. "Erbarmen" ist der erste Fall um den einheimischen Ermittler Carl Morck vom Sonderdezernat Q.
Morck, der wortkarge Kriminalkommissar bei der Kopenhagener Mordkommission, hat bei einem Einsatz einen großen Fehler begangen: Anstatt auf die Verstärkung zu warten, wurde er mit Kollegen auf eigene Faust aktiv, was dazu führte, dass ein Kollege getötet wurde und ein weiterer, sein guter Freund Hardy Hennigsen, vom Kopf an abwärts gelähmt im Krankenhaus liegt. Morck ist für soziale Kontakte wenig zu haben. Seine Ehefrau Vigga hat sich von ihm getrennt und zu seinem Ziehsohn Jesper, der bei ihm wohnt, findet er keinen Kontakt. Bei seinem Vorgesetzten, Marcus Jacobsen, Chef der Mordkommission, hat er seit seinem eigenmächtigen Einsatz und dessen fürchterliche Folgen keinen guten Stand. Alles, aber auch wirklich alles läuft schief im Leben von Carl Morck (Nikolaj Lie Kaas).
Ein Kommissar im Kellergeschoss
Er wird ins Kellergeschoss abgeschoben und soll dort alte Fälle aufklären. An seiner Seite ist der syrischstämmige Kollege Hafez el-Assad (Fares Fares). Natürlich werden sie "fündig", allerdings anders, als es sich die Chefetage vorgestellt hat. Ein längst abgeschlossener Fall erweist sich als keineswegs "erledigt". Ganz im Gegenteil: Vor Jahren verschwand die angesehene Politikerin Merete Lynggaard. Selbstmord, lautete das Ergebnis der Ermittlungen damals. Sie soll von Bord einer Fähre gesprungen sein. Ihre Leiche aber tauchte nie auf. Morck & Assad finden Hinweise, die an dieser amtlichen Version zweifeln lassen. Und wir erfahren parallel, dass Merete Lyngaard (Sonja Richter) keineswegs tot ist, sondern das Opfer einer bestialischen Entführung.
Meine Güte, wie fesselnd, wie großartig spannend. Atmosphärisch dicht, mit kühlen Farben, darstellerisch exzellent. Die Skandinavier haben erneut einen erstklassigen Thriller geschaffen: Düster, grau und grausam, mit einem ganz und gar sturen, aber charismatischen Solisten. Diese Krimi-Adaption überzeugt.

"Erbarmen" von Mikkel Norgaard (Dänemark/D/Schweden 2012/2013, 97 Minuten) mit Nikolaj Lie Kaas, Fares Fares, Sonja Richter

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