Neu im Kino: "High Life" von Claire Denis

Harte Kost im Weltall

06:55 Minuten
"Boyse", gespielt von Mia Goth, setzt sich ihren Raumfahrer-Helm auf
Beim jahrzehntelangen Flug durchs All kann die Zeit schon mal lang werden: Mia Goth in "High Life" © Pandora Film Medien GmbH
Von Jörg Taszman |
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In ihrem englischsprachigen Debüt schickt die Regisseurin Claire Denise ein Raumschiff mit Ex-Häftlingen auf die Reise zu einem schwarzen Loch. "High Life" ist weniger Actionspektakel als eine Dystopie über unterdrückte Triebe und Gewalt.
Ein Raumschiff mit ehemaligen Häftlingen, darunter auch Mörder und zum Tode Verurteilte, wird auf eine jahrzehntelange Mission geschickt. Die Crew soll die Energie der Schwarzen Löcher für die Erde auffangen. Sex ist zwischen den Frauen und Männern auf dem Raumschiff verboten, dennoch soll man sich fortpflanzen.

Künstliche Befruchtung statt Sex

Das ruft die manipulative Ärztin (Juliette Binoche) auf den Plan, die es mit künstlicher Befruchtung versucht. Nur einer der Männer, Monte, gespielt von Robert Pattinson, weigert sich, an diesem Experiment teilzunehmen. Dennoch ist er der Vater des einzigen Überlebenden Babys: Willow.
Monte, gespielt von Robert Pattinson, hockt auf dem Boden der Raumstation, seine kleine Tochter (Scarlett Lindsey) läuft auf ihn zu
Monte und seine Tochter Willow (Robert Pattinson, Scarlett Lindsey)© Pandora Film Medien GmbH
Die Französin Claire Denis setzte sich in ihren Autorenfilmen bisher viel mit Afrika, Kolonialismus und Postkolonialismus sowie mit unterdrückten Sehnsüchten und Tabus auseinander. Stilistisch legt sie viel Wert auf eine aussagekräftige Quadrierung, erzählt mehr in Bildern und Ellipsen als in Dialogen.

Überraschendes englischsprachiges Debüt

Dass sie nun ihr englischsprachiges Debüt mit einem Science-Fiction-Film und existentiellem Raumschiff-Drama gibt, ist eine willkommene Überraschung. Dabei bleibt sie sich ästhetisch treu, erzählt fragmentarisch mit vielen Rückblenden und Zeitschüben und lässt bewusst vieles offen.
"High Life" ist natürlich alles andere als ein Hochglanz-Science-Fiction-Film voller Action und schönen Bildern. Es geht vor allem um das Eingesperrtsein, um unterdrückte Triebe, latente und offene Gewalt. Das ist mitunter zu drastisch inszeniert und wirkt nicht nur einen Tick zu modisch-dystopisch, sondern meist ausweglos.
Gerade deshalb sind die wenigen ruhigen, fast meditativen Szenen ein Genuss und die Vater-Tochter-Beziehung subtil und berührend. Ziemlich harte Kost aber ein durchaus vielschichtiger und nachhaltig wirkender Film.
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