Neu im Kino

Hochbegabt und "Tiefbegabt" ermitteln in Berlin

Für "Rico, Oskar und die Tieferschatten" sind Juri Winkler (l.) und Anton Petzold mit dem Kinder-Medienpreis "Der weiße Elefant" ausgezeichnet worden. Hier sind sie auf der Preisverleihung in München zu sehen.
Für "Rico, Oskar und die Tieferschatten" sind Juri Winkler (l.) und Anton Petzold mit dem Kinder-Medienpreis "Der weiße Elefant" ausgezeichnet worden. © picture alliance / dpa / Ursula Düren
Von Hans-Ulrich Pönack |
Der zehnjährige Rico ist "tiefbegabt", wie er selbst sagt, sein zwei Jahre jüngerer Freund Oskar das komplette Gegenteil – ein gutes Team also, das sich in Berlin auf die Jagd nach dem gefürchteten Kinderentführer Mister 2000 begibt. Ein liebevoller Kinderfilm, der mit lustigen Figuren und tollen Schauspielern überzeugt.
In der Dieffenbachstraße 93 in Berlin-Kreuzberg lebt der zehnjährige Rico (Anton Petzold), allein mit seiner Mutter. Rico ist ein pfiffiger kleiner Bursche, der allerdings ein Handicap hat: Er versteht manche Dinge nicht so schnell wie andere. ADS lautet der medizinisch-amtliche Begriff. Es fällt dem Jungen schwer, sich zu konzentrieren und sich zurechtzufinden. Deshalb trägt er auch immer seinen "Merkrekorder" bei sich, der ihn durch die Gegend leitet, und erklärt jedem: "Ich bin halt 'tiefbegabt'". Wo es Hochbegabte gibt, muss es eben auch „solche wie mich" geben, lautet seine lakonisch-ironische Identitätsangabe. Durch seinen Kopf rollen die Gedanken wie Bingokugeln, spucken immer wieder neue Vokabeln heraus oder konfrontieren ihn mit unbekannten Begriffen, die mit Tagebuchfragen baldiger Erklärung bedürfen. Doch weil die liebevolle Mutter (Karoline Herfurth) nachts viel schuftet, ist Rico während der Sommerferien tags viel für sich allein und muss sich selbst auf seine – etwas spezielle - Sinnsuche begeben.
Als er den zwei Jahre jüngeren Oskar kennenlernt, der wegen „der vielen Gefahren im täglichen Leben" ständig einen Helm trägt, ist ein guter, verlässlicher Freund gefunden, sodass das große Abenteuer beginnen kann. Denn im Gegensatz zu Rico ist Oskar "ganz hoch"-begabt. Die beiden passen also hervorragend zusammen. Und das ist auch vonnöten, denn gerade sorgt der berüchtigte Kinder-Entführer Mister 2000 in Berlin für Schlagzeilen. Der klaut Kinder von der Straße, um sie gegen 2000 Euro Lösegeld zurückzugeben. Schnell kreuzen sich die Wege von Mister 2000 und Rico und Oskar, und Rico steht vor der Herausforderung, als allein ein auf sich gestellter kriminalistischer Ermittler über sich hinauszuwachsen.
"Rico, Oskar und die Tieferschatten" ist ein toller Lausbuben-Kinderfilm mit Krimi-Charme, der ein wenig an Erich Kästner und sogar Herbert Grönemeyer erinnert: Gebt den Kindern das Kommando. Sie machen das schon, und zwar auf ihre ganz spezielle Entdecker-Art. Die beiden jungen Schauspieler Anton Petzold als neugieriger Rico und Juri Winkler als Oskar spielen imponierend natürlich. Drumherum gibt es im Film eine Reihe von kauzigen Erwachsenen, zum Beispiel den komisch-brummeligen Hausmeister Marrak (Axel Prahl), den prolligen Herrn Fitzke (Milan Peschel) sowie Anke Engelke als gestresste Eisverkäuferin oder Katharina Thalbach als Bingo-Zicke.
Der Film ist ein liebevolles Vergnügen für Kinder jeden Alters. Regisseurin Neele Leana Vollmar gelingt es, mit Andreas Steinhöfels gleichnamigem Roman aus dem Jahr 2009 prima-unterhaltsam zu punkten.

Deutschland 2013, Regie: Neele Leana Vollmar, Drehbuch: Christian Lerch, Andreas Bradler, Klaus Döring, 95 Minuten

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