Caracas, eine Liebe
Drama – 2015 (Venezuela)
Regie: Lorenzo Vegas, Darsteller: Alfredo Castro, Louis Silva
93 Minuten
Homosexualität im Land der Machos
"Caracas, eine Liebe" erzählt von zwei Männern, die nicht zueinander kommen können. Denn Homosexualität ist ein Tabu in einem Land wie Venezuela. Ein wichtiges Thema, leider sei die Geschichte jedoch vorhersehbar und formelhaft inszeniert, findet unser Filmkritiker.
Der 50 Jahre alte Armando ist jemand, den man als einsamen Wolf bezeichnen würde. Er lebt in Caracas zurückgezogen, still und leise. Er stört keinen und geht seiner Wege. Doch diese führen ihn auch zu den verstecken Straßenstrichen der Großstadt. Dort ist er vor allem auf der Suche nach jungen Männern, die er für Geld nach Hause holt.
Meist masturbiert er dann mit dem Blick auf die ausgezogenen jungen Männer und schmeißt sie dann raus. Bis er den 17 jährigen Elder trifft. Elder ist roh und gewalttätig. Statt sich von Armando bezahlen zu lassen, verprügelt er ihn und klaut ihm das Geld. Aber Armando sucht den jungen Mann immer wieder auf.
Unterdrückte Sexualität bricht sich Bahn
Dieses Spiel der gegenseitigen Anziehung und Abstoßung ist das Prinzip des mit dem Goldenen Löwen in Venedig ausgezeichneten Dramas "Caracas, eine Liebe". Die unterdrückte Homosexualität beider Männer bricht sich in körperlicher Gewalt ihre Bahn. Beide Männer können nicht zusammen kommen, weil sie nicht zusammen kommen dürfen. Weil die Gesellschaft ihnen ihre Gefühle verbietet und andere harte Männerbilder einfordert.
Das inszeniert Regisseur Lorenzo Vegas sehr gekonnt, ohne dabei Neuland zu betreten. Und dann beschleicht einen das Gefühl, dass wir diesen Film doch bereits ein paar Mal gesehen haben, dass sich hier Formeln und Muster wiederholen, die sich in den letzten 20 Jahren im Weltkino etabliert haben. Schade, denn die Konstellation und die reife Figurenzeichnung hätten sicherlich auch ein mutigeres visuelles Konzept vertragen.
So läuft der ganze Film auf diesen traurigen aber wahren Satz hinaus, den die schöne Jeanne Moreau in Rainer Werner Fassbinders letztem Film "Querelle" sang: "Each man kills the thing he loves."
Aber auch das kommt uns seltsamerweise sehr bekannt vor.
Aber auch das kommt uns seltsamerweise sehr bekannt vor.