Irrational Man
Krimikomödie, USA 2015
Regie: Woody Allen
Mit u.a.: Joaquin Phoenix, Emma Stone, Parker Posey
Länge: 95 Minuten
Mord ohne Motiv
Jedes Jahr ein neuer Woody Allen. Diesmal zeigt er einen Philosophieprofessor und seine ihn anhimmelnde Studentin, die aus moralischen Gründen zusammen einen Mord planen. Das erinnert an Dostojewskis "Verbrechen und Strafe", doch im Gegensatz zu ihm fehlen Allens Figuren die existentielle Tiefe.
Alle Jahre wieder: Publikums- und Kritikerliebling Woody Allen wird nicht müde und präsentiert mit einer für sein Alter bewundernswerter Konsequenz jedes Jahr einen neuen Spielfilm. Ideen, sagt er, habe er genug in der Schublade liegen. Und auch die Idee für "Irrational Man" geht auf ein älteres Drehbuch zurück.
Abe Lucas (Joaquin Phoenix) ist ein Philosophieprofessor, der gerade eine neue Stelle an einem College an der amerikanischen Ostküste angetreten hat. Er zitiert Heidegger aus dem Gedächtnis und ist über die Leichtgläubigkeit seiner Studenten empört.
Die einzige, die sich mal gegen ihn auflehnt, ist die schöne Erstsemesterin Jill (Emma Stone). Sie findet ihren Lehrer sehr anziehend, verknallt sich in ihn. Als die beiden in einem Café sitzen, hören sie ein Gespräch über einen korrupten Richter am Nebentisch. Abe ist wie besessen davon ,den Richter umzubringen, um so nicht mehr theoretisch, sondern ganz praktisch die Gesellschaft zu verbessern.
Jill, hin und hergerissen, wird zu seinem intellektuellen Sparringspartner, die vor der Tat mit ihm die moralischen Implikationen diskutiert.
Woody Allen scheitert an Dostojewski
"Irrational Man" ist Woody Allens Variante von Fjodor Dostojewskis "Verbrechen und Strafe". In den, wie immer, schnellen und zitierfreudigen Dialogen versucht Allen nach der existenziellen Tiefe des russischen Schriftstellers zu greifen. Aber er scheitert.
Die wesentliche Schwäche liegt in der flachen Figurenzeichnung. Abes Wille, einen Mord zu begehen ist lediglich eine Behauptung. Das Existenzielle dieser Handlung vermittelt sich nicht. Das gilt noch viel mehr für Jill, die kein ausgefeilter Charakter ist, sondern ein starrer Stichwortgeber. So verschenkt Allen schließlich eine durchaus interessante Ausgangsidee.
Doch: ein schlechter Woody Allen, was heißt das schon? Nächstes Jahr wird wieder ein neuer in unsere Kinos kommen. Und nach "Irrational Man" kann es nur besser werden.