Neu im Kino: "Jurassic World"

Wie ein cooler Dinosaurier

"Jurassic-World"-Regisseur Colin Trevorrow und Hauptdarsteller Chris Patt
"Jurassic-World"-Regisseur Colin Trevorrow und Hauptdarsteller Chris Patt © imago / Raimund Müller
Von Patrick Wellinski |
Wie ist einem floppenden Freizeitpark zu helfen? Mit einer neuen Attraktion, finden die Betreiber. Darum geht es in "Jurassic World" - dem Nachfolger von "Jurassic Park". Es sind zwei vollkommen harmlose, aber sehr unterhaltsame Stunden, meint unser Kritiker.
"Dr. Grant, meine liebe Dr. Sattler ... Willkommen im Jurassic Park." Vor 23 öffnete mit diesem Satz ein gewisser Dr. John Hammond (Richard Attenborough) das Tor in eine andere Welt. Einen Dinosaurier-Themenpark, um genau zu sein: mit echten Reptilien, geklont aus in Bernstein überlieferten DNA-Strängen. Dann fiel der Strom aus und das Sterben begann ...
Das ist ein Vierteljahrhundert her und (auch ein Stück Film-) Geschichte. 23 Jahre später öffnen sich die selben Tore erneut in "Jurassic World". Es ist der gleiche Park - nur unter anderem Namen. Er boomt wieder. Touristen und Kindermassen werden über die Dinosaurier-Insel gefahren.
Doch im Hintergrund reicht das den Betreibern nicht. Eine neue Attraktion soll mehr Thrill, mehr Action garantieren und mehr Geld in die Kassen spülen (ob das eine absichtliche Referenz ans Hollywoodsystem ist oder nicht, bleibt allerdings offen).
Und so wird ein geheim genmanipulierter Saurier (eine Art Supersaurier), laut Investoren, der nächste große Schrei in Jurassic World werden. Doch auch das geht gründlich schief und wieder beginnt das große Sterben.
Trotz zahlreicher Fortsetzungen, die der 1992 mit drei Oscars ausgezeichnete erste Teil von Steven Spielberg erleben durfte, kann nur "Jurassic World" als wirkliches Sequel gelten. Mit einer hingebungsvollen Liebe zum Detail und vielen Referenzen zu "Jurassic Park" will Regisseur Colin Trevorrow das Franchise wiederbeleben.
Ein selbstironischer und augenzwinkernder Film
Doch wie bei den genmanipulierenden Wissenschaftlern gelingt ihm das nur teilweise. Zu tief verneigt sich Treverrow vor Spielberg und klont den Inszenierungsstil des Altmeisters. Auch Trevorrow inszeniert eine Ersatz-Familie aus einer herzlosen Tante (Bryce Dallas Howard), ihren beiden Neffen und einem Muskel bepackten, herzallerliebsten Velociraptor-Trainer (sehr überzeugend: Chris Pratt), die dann gemeinsam gegen den Supersaurier vorgehen und so endlich zu sich selbst und ihren eigenen Gefühlen finden, inklusive T-Rex-Befreiung in Stöckelschuhen.
Und natürlich ist der Blick auf diesen Film durch die Gender- anders als durch die 3D-Brille ernüchternd. Obwohl 23 Jahre später angesiedelt, muss Bryce Dallas Howard das karrieregeile Biest im weißen Kittel geben, die erst durch das Abenteuer die familienfreundliche Seite in sich entdeckt und dann mit Velociraptor-Prinz in die Zukunft stolzieren kann.
Doch ist das vielleicht gar nicht ernst gemeint. Da kann man sich nicht sicher sein bei einem Film, der ganz häufig selbstironisch und augenzwinkernd daherkommt und nur mit dem wirklich überzeugenden Blick auf die Dinosaurieranimationen zu seiner eigentlich Stärke findet.
Am Ende ist das Beste, was man über "Jurassic World" sagen kann, dass er zwei vollkommen harmlose, aber sehr unterhaltsame Stunden bietet und so neben dem ganzen Comicsuperhelden-Fortsetzungswahn im heutigen Mainstreamkino fast schon klassisch wirkt. Irgendwie aus der Zeit gefallen, sehr oldschool - also wie ein cooler Dinosaurier.

USA
Regie: Colin Trevorrow
Darsteller: Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Vincent D'Onofrio, Irrfan Khan, Omar Sy
124 Minuten, in 3D ab 12 Jahren
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