"Kundschafter des Friedens"
Deutschland 2016
Regie: Robert Thalheim
93 Minuten - FSK: ab 6
Darsteller: Antje Traue, Henry Hübchen, Robert Gwisdek, Thomas Thieme, Winfried Glatzeder, Jürgen Prochnow
Unwiderstehlich komisch
Eigentlich ist Jochen Falk, gespielt von Henry Hübchen, bereits im Ruhestand, als der BND den ehemaligen DDR-Spion um Hilfe bittet. Die deutsch-deutsche Agentenkomödie "Kundschafter des Friedens" ist grandios absurd - und auch dank der guten Besetzung extrem lustig.
Im Titel dieser deutsch-deutschen Agentenkomödie steckt die Bezeichnung, unter der die Auslandsagenten des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR in der Öffentlichkeit firmierten. Wie überall auf der Welt hatten Auslandsspione auch hier ein besonderes Image und in Ost wie West boten und bieten sie Stoff für spannende Unterhaltung.
Daran erinnern filmhistorische Reminiszenzen auf klassische Agentenfilme, die zum Vergnügen des Zuschauers auf die Leinwand gezaubert werden. Seine spezielle Komik aber zieht der Film aus zwei Quellen. Einmal, dass der BND mit alten Agenten des ehemaligen DDR-Geheimdienstes zusammenarbeiten muss, will er seine staatsmännische Aufgabe erfüllen. Zum anderen, dass sich die alten Kundschafter zwar voller Häme und Selbstbewusstsein anheuern lassen, aber zu hagestolz sind, die Veränderungen in der Welt und in ihren eigenen Fähigkeiten ehrlich in Rechnung zu stellen.
So lassen sie sich darauf ein, die junge BND-Analytikerin Paula (Antje Traue) mit auf die Reise ins ferne Mittelasien zu nehmen, den Auftrag aber wollen sie ganz auf ihre Art erfüllen. Ziel ist, den vom Westen favorisierten Präsidentenkandidaten zu finden, der sich für die angestrebte Vereinigung der ehemaligen Sowjetrepublik Katschekistan starkmacht. Und sie wollen den deutschen Agenten (Jürgen Prochnow) finden, der dem Kanditaten "beisteht". Beide sind wie von der Bildfläche verschwunden.
Schauspieler nutzen Kenntnis aus dem DDR-Alltag
Schon in diesem Auftrag steckt nicht zu übersehende Ironie. Aber richtig vergnüglich wird es, wenn die alten Ostagenten "auf ihre Art" kundschaften, d.h. auf die gute alte Art, also analog. Navigiert wird in der Wüste nach alten russischen Landkarten, Kofferbomben sind allein mit vier Büroklammern zu knacken und Informationen sucht man sich über alte Seilschaften oder auf vertrauten Marktplätzen, die es längst nicht mehr gibt.
Auch der berüchtigte Romeo-Agent kommt inzwischen als alter Charmeur wieder zum Einsatz (Winfried Glatzeder). Ist die Story für sich schon abstrus konstruiert, sind die Akteure unwiderstehlich komisch.
Henry Hübchen, Robert Gwisdek, Thomas Thieme und Winfried Glatzeder waren bereits DEFA-Stars und sind auch aus dem gesamtdeutschen Kino nicht wegzudenken. Sie nutzen ihr Image als Publikumslieblinge und ihre Kenntnis aus dem DDR-Alltag, um ganz unterschiedlichen Zuschauerschichten Vergnügen zu bereiten. (mcz)