"Meine Zeit mit Cézanne"
Frankreich 2016, Regie: Danièle Thompson
Darsteller: Guillaume Gallienne, Guillaume Canet, Déborah Francois, Alice Pool, Sabine Azéma
114 Minuten
Eine einzigartige Künstlerfreundschaft
Mit opulenten und detailgetreuen Bildern erzählt der Historienfilm "Meine Zeit mit Cézanne" die Freundschaft zwischen dem Maler Paul Cézanne und dem Schriftsteller Émile Zola. Schade nur, dass die sehr interessanten Frauen in beider Leben dabei zu wenig Platz erhalten.
Der Filmtitel klingt verführerisch, er ist aber vielleicht sogar bewusst auch ein bisschen irreführend. "Meine Zeit mit Cézanne" ist eine historische Biografie, die eben nicht nur den avantgardistischen Maler Paul Cézanne (Gauillaume Gallienne) porträtiert, sondern die lebenslange Künstlerfreundschaft zwischen dem Maler und dem nicht minder berühmt gewordenen Romancier Émile Zola (Guillaume Canet).
Als fast Gleichaltrige haben sie ihre Jugend gemeinsam in Aix-en Provence verbracht. Beide stammten aus nahe zu gegensätzlichen sozialen Verhältnissen und genossen gemeinsam die Freiheit in der sonnendurchfluteten Provence und sie begeisterten sich für ein Leben als Künstler.
In Paris gehörten die Freunde bald zum Kreis um die damals so umstrittenen Impressionisten, Émile Zola veröffentliche als einer der Ersten begeisterte Kritiken in den Journalen. Aber bereits hier begann ihr lebenslanger, auch erbittert geführter Streit. Diese in langen Debatten geführten Auseinandersetzungen strukturieren den Film, der uns aber auch über die immer unterschiedlicheren Lebensweisen der beiden Künstler erzählt.
Er enttäuschte Frauen wie Kunstmäzene
Émile Zola strebte als bitterarmes Kind italienischer Einwanderer viele Jahre nach materieller Sicherheit. Als er mit Romanen wie "Germinal" berühmt wurde, führte er fortan ein gesetztes bürgerliches Leben, das eigentlich nur aus diszipliniertem Schreiben bestand. Erst in den letzten Jahren brach er aus diesen selbst auferlegten Fesseln aus.
Das und auch sein politisches Engagement in der Dreyfusaffäre streift der Film nur am Rande. Cézanne dagegen blieb der Rebell ihrer Jugendzeit, er enttäuschte Frauen wie Kunstmäzene mit einem maßlosen Selbstanspruch an sein Schaffen. Immer wieder brüskierte er seine Umwelt und zerstörte seine Gemälde, so dass der Film erst ganz am Ende im Abspann die Bilder zeigt, die ihm dann doch in den letzten zehn Jahren seines Lebens Anerkennung brachten. Da war Émile Zola bereits tot.
Weder für das manische Schreiben des einen noch das wütende Malen des anderen findet der Film eingängige Bilder. Was die beiden trennte und verband, wird im Disput deutlich, den beide Hauptdarsteller freilich brillant meistern.
Die sehr interessanten Frauen in beider Leben bekommen recht wenig Platz, dafür bezaubert der Historienfilm mit seinem opulenten und detailgetreuen Bild der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und natürlich mit den grandiosen Landschaftsaufnahmen.