"Minari - Wo wir Wurzeln schlagen"
USA 2020
Regie: Lee Isaac Chung
Mit Steven Yeun, Ye-Ri Han, Alan S. Kim
Länge: 116 Minuten
Eine souverän inszenierte Einwanderungsgeschichte
05:41 Minuten
In "Minari" versucht eine südkoreanische Familie in den 80er-Jahren im ländlichen Arkansas Fuß zu fassen. Der semi-autobiografische Film von Regisseur Lee Isaac Chung erzählt eine subtile Einwanderergeschichte, die sich von ähnlichen Filmen erfrischend abhebt.
Um was geht es?
Eine aus wirtschaftlichen Gründen aus Südkorea in die USA emigrierte Familie zieht in das ländliche Arkansas um. Dort lebt man nur in einem großen Wohnmobil. Die Eltern arbeiten in einer Hühnerfabrik, müssen männliche von weiblichen Küken trennen. Der Traum des Familienvaters Jacob Yi ist es aber auf dem eigenen Land koreanisches Gemüse anzubauen und einen Neuanfang für die Familie zu ermöglichen.
Die beiden Kinder David und Anne versuchen mit der neuen Situation klar zu kommen, sind oft alleine. Daher kommt ihre Großmutter aus Südkorea, die sich um sie kümmern soll. David muss sein Zimmer mit ihr teilen und findet, sie ist keine richtige Oma. Sie flucht, schnarcht und trägt komische Unterhosen.
Was ist das Besondere?
Der semi-autobiografische, vierte Film von Regisseur Lee Isaac Chung erzählt eine subtile und souverän inszenierte Einwanderergeschichte, die sich von thematisch ähnlichen Filmen deutlich abhebt. Es geht um Wandel und Anpassung um das dazugehören Wollen und dem Beharren auf die eigene Kultur und Sprache. Vor allem durch den Wechsel zwischen Koreanisch und Englisch werden ebenso komplexe wie alltägliche Probleme thematisiert.
Da sind die Eltern, die unter der permanenten Geldnot leiden, sich laufend streiten und untereinander und mit ihren Kindern nur Koreanisch reden. Ihre beiden Kinder dagegen haben sich kulturell viel besser angepasst und reden miteinander nur noch Englisch. Und dann ist da vor allem die Großmutter, die erfrischend unangepasst ist, weniger konservativ als die Eltern daherkommt und ein Auslöser für viele Veränderungen wird.
Fazit
Minari ist gleichermaßen ein rundum gelungenes Familienporträt aus dem ländlichen Amerika Mitte der 1980er-Jahre wie auch ein vielschichtiges Werk zu den Themen Einwanderung, Anpassung und Fremdsein. Dabei erzählt Regisseur Lee Isaac Chung ganz bewusst aus der Perspektive der koreanischen Einwanderer und schafft durch die Dialoge und alltagsbedingte Situationskomik immer wieder auch unterhaltsame Momente. So ist ein thematisch und ästhetisch schön gefilmtes Kleinod für die große Leinwand entstanden. Nach Nomandland der zweite preisgekrönte Arthousefilm aus den USA, der seine Vorschusslorbeeren mehr als verdient hat.
Und bitte unbedingt in der koreanisch-amerikanischen Originalfassung mit Untertiteln sehen. Die deutsche Synchronfassung hat völlig unsensibel den Film weitgehend eingedeutscht und nimmt ihm so viel von seiner subtilen Originalität.