Miss Hokusai
Animationsfilm, Japan 2015
Regie: Keiichi Hara; Drehbuch: Miho Maruo
Länge: 90 Minuten; FSK: ab 6 Jahren
Die Tochter rebelliert gegen den Malerfürsten
Katsushika Hokusai wurde mit Holzschnitten wie "Die große Welle" zum bekanntesten japanischen Künstler. Der Animationsfilm "Miss Hokusai" konzentriert sich auf seine Tochter O-Ei und das schwierige Verhältnis der beiden, besonders auch in ihrer Kunst.
"Die große Welle", entstanden in der späten Edo-Zeit zwischen 1830-1836, gilt als eines der weltweit bekanntesten japanische Kunstwerke. Der perfekte und harmonische Farbholzschnitt ist ein Meisterwerk des Malermeisters Katsushika Hokusai. Wenn man den Überlieferungen glauben kann, hat er auch den heute so populären Begriff des "Mangas" bekannt gemacht.
Beide Tatsachen bringt jetzt Keiichi Haras Animationsfilm "Miss Hokusai" auf die große Leinwand. Denn sein Film orientiert sich an der Geschichte der bekannten Mangaka Hinako Sugiura, die sich sehr stark mit der Edo-Periode auseinandersetzte.
Der Film – wie der Manga – porträtiert aber nicht Meister Hokusai, sondern seine älteste, eigenwillige Tochter O-Ei. Von ihr als historischer Figur weiß man so gut wie gar nichts. Deshalb kann sich der Film ordentlich austoben. In losen, wunderbar animierten Episoden entwickelt "Miss Hokusai" einen erstaunlichen Blick auf die aufmüpfige junge Frau.
Auch O-Ei ist Künstlerin, doch ihr herrischer Vater akzeptiert eine Frau nicht als gleichberechtigt und zwingt sie, ihre Kunstwerke auch unter seinem Namen zu veröffentlichen. Und auch sonst ist das Verhältnis zwischen Vater und Tochter alles andere als liebenswürdig. O-Ei muss ständig um ihre Position an der Seite des Vaters kämpfen. Auch in Sachen Liebe lässt er sie nicht mitreden.
"Miss Hokusai" ist ein sehr gelungener japanischer Animationsfilm für Erwachsene. Das muss man hierzulande immer wieder betonen, weil das Anime immer noch gerne als Kinderfilm abgestraft wird. Regisseur Hara versteht es, den Stil der Kunstwerke Hokusais und O-Eis in seiner Animation aufgehen zu lassen.
Besonders gelungen ist der Film aber in seiner Gegenüberstellung Vater-Tochter. Hokusai strebt nach einer Perfektion und einer Einheit mit seiner Kunst, die O-Ei aber als veraltet und lebensfremd bezeichnet.
O-Ei sucht ihre Inspiration im Alltag. Arbeit, Privatleben, Natur, Liebe und Trauer – all das führt ihren Pinsel. In dieser Beobachtung liegt die poetische Kraft des Films.