"Paula - Mein Leben soll ein Fest sein"
Deutschland 2016, Regie: Christian Schwochow
Darsteller: Carla Juri, Stanley Weber, Roxane Duran, Joel Basman, Albrecht Abraham Schuch, Nicke von Tempelhoff
Länge: 123 Minuten, FSK: ab 12
Eine Frau voller Freiheitsdrang
Das Leben der wohl berühmtesten deutschen Malerin Paula Modersohn-Becker im Kino: Gleichwohl ist "Paula" kein klassisches Biopic, sondern konzentriert sich auf ihr Verhältnis zu ihrem Mann Otto Modersohn und wird so zum feinfühligen Beziehungsfilm.
Paula Modersohn-Becker: Es sind diese drei voneinander mit Bestimmung abgesetzten und von einer rauchigen weiblichen Stimme vorgetragenen Namen in der Kinowerbung, die sofort neugierig machen.
Die Stimme gehört der Schweizerin Carla Juri und sie macht den Film zu einem Ereignis. Denn wenn wir den Namen der genialen expressionistischen Malerin hören, denken wir sofort auch an Otto Modersohn, ihren vielleicht noch berühmteren Kollegen und Ehemann. Genau in diesem Spannungsfeld bewegt sich die Filmerzählung über die entscheidenden Abschnitte im Leben dieser besonderen Frau.
Der Film beginnt 1900, als sich die 24-jährige Paula Becker aus ihrer Heimatstadt Bremen und sehr zum Verdruss ihres Vaters mit ihrer Staffelei in die Künstlerkolonie Worpswede aufmacht. In freier ländlicher Umgebung bestimmen drei schon als Künstler anerkannte Männer den Ton: Fritz Mackensen (Nicki von Tempelhoff), der Paulas Lehrer wird, Otto Modersohn (Albrecht Abraham Schuch) und der Dichter Rainer Maria Rilke (Joel Basman).
Anerkennung als Künstlerin bleibt ihr versagt
Freies Malen in der Landschaft deutet Paula für sich, nicht nur in die Natur, sondern auch zu den Menschen zu gehen, die da leben, zu armen Bauern. Die lebensfrohe junge Frau hatte kein Problem, mit ihnen in Kontakt zu kommen, wohl aber, mit ihren kantigen, alles andere als naturalistischen Porträts Anerkennung als Künstlerin unter Gleichen zu bekommen.
Respekt verschafft ihr erst die Ehe mit Otto Modersohn, den sie vom ersten Tag an vergötterte und dessen Frau sie erst werden konnte, als er Witwer war.
Ein großes Missverständnis war diese Beziehung von Anfang an. Aus dem stillen, disziplinierten Landschaftsmaler und der lebens- und freiheitshungrigen Paula konnte kein harmonisches Paar werden. So zieht sie, spät genug für ihr kurzes Leben, nach Paris und provoziert nicht nur damit einen Skandal.
Als bekannt wird, dass ihr Gatte Paulas Atelier und ihren nach damaligen Maßstäben sehr freien Lebensstil auch noch finanziert, gibt es dafür kein Verständnis mehr in der bis heute romantisierten Künstlerkolonie Worpswede.
Kein klassisches Biopic
So ist aus dem Film "Paula" kein klassisches Biopic geworden, sondern ein nicht nur feinfühlig, sondern leicht und unterhaltsam inszenierter Beziehungsfilm. Das erfüllt nicht ganz die Erwartungen, entschädigt aber durch eine Heldin, die in Gestalt der Schauspielerin Carla Juri jede Szene dominiert.
Das Besondere und ja auch Exzentrische der Paula Modersohn-Becker wird von der jungen Schweizerin ohne jede Anstrengung glaubwürdig dargestellt. Das anzusehen ist ein Vergnügen!