"Saint Amour - Drei gute Jahrgänge"
Frankreich 2016
Regie: Benoît Delépine und Gustave Kervern
Darsteller: u.a. Gérard Depardieu, Benoît Poelvoorde
102 Minuten, FSK: ab 12 Jahren
Eine Tour de France mit schrägen Gestalten
In dem französischen Film "Saint Amour" wollen sich Vater und Sohn wieder näher kommen. Dabei treffen sie auf allerhand seltsame Gestalten, etwa einen von Michel Houellebecq gespielten Herbergsvater. Schön schräges Arthouse-Fast-Food.
Das französische Regieduo Benoît Delépine und Gustave Kervern nimmt im französischen Kino eine singuläre Stellung ein. Mit ihrem schrägen, infantilen, anarchischen und politisch höchst unkorrektem Humor bringen sie durchaus frischen Wind in die schlagkräftigste Filmindustrie Europas. Schon in "Mammuth", in dem sie Depardieu als Rentner auf einem Moped auf die Reise schickten, frönten Delépine und Kervern ihrem Faible für kaputte, ältere Männer, die hart an der Grenze zur Lächerlichkeit lavieren.
In "Saint Amour" etablieren sie nun das französisch-belgische Duo Gérard Depardieu als Vater (Jean) und Benoît Poelvoorde als Sohn (Bruno). In einer langen Eingangssequenz auf der Pariser Landwirtschaftswoche säuft sich der Sohn durch die Marktstände, während der Vater stolz seinen Zuchtbullen präsentiert.
Blonder Depardieu und Poelvoorde als Riesenbaby
Danach begeben sich die beiden Männer auf eine etwas andere (Sauf-) Tour de France. Sie sollen sich nach Jahren der Entfremdung und dem Tod der Frau/Mutter wieder näher kommen. So jedenfalls wünscht es sich der Herr Papa. Gefahren werden sie vom jungen Großmaul Mike, der immer wieder mit seiner Potenz prahlt. Aber natürlich treffen sie auf ihrer Reise vor allem auf schräge Gestalten, wie einen von Michel Houellebecq gespielten Herbergsvater oder eine liebestolle Frau, die gleich alle drei Männer sexuell befreit.
Durchaus unterhaltsam und mitunter schön schräg punktet der Film vor allem durch die beiden Hauptdarsteller. Depardieu mit blondgefärbten Haaren ist mitunter richtig rührend in seiner väterlichen Hilflosigkeit und Poelvoorde als tragikomisches Riesenbaby einfach großartig. Als cineastischer Arthouse-Fast-Food lässt sich "Saint Amour" durchaus goutieren, nur mit der Nachhaltigkeit hapert es dann ein wenig.