Sing Street
Irland/GB/USA 2014
Buch und Regie: John Carney
Darsteller u.a.: Ferdia Walsh-Peelo, Lucy Boynton, Aidan Gillen
106 Minuten; ab 6 Jahren
Filmhomepage
Talentierte Rebellen mit keinem Bock auf nichts
In "Sing Street" erzählt der Ire John Carney fein pointiert von einem 15-Jährigen, der - um der Trostlosigkeit von Wirtschaftskrise und zerrütteter Familie zu entkommen - in den 80ern eine Band gründet. Er erfindet originelle Typen, die ihrer Chancenlosigkeit Fantasie entgegensetzen.
Auch wenn Ihnen sein Name nicht auf Anhieb etwas sagt: Mit zwei – sehr musikalischen – Spielfilmen hat John Carney weltweit auf sich aufmerksam gemacht: Sein Debüt "Once" (Oscar für "Besten Song") kam im Januar 2008 in die Kinos, danach startete "Can A Song Save Your Life?". Jetzt setzt er diesen Trend fort, mit Musik zum Leben - und Lieben.
Die 80er in Dublin. Vor dem Hintergrund von Rezession und Arbeitslosigkeit wächst der 15-jährige Conor (Ferida Walsh-Peelo) in einem schwierigen Elternhaus auf. Scheidung ist zu jener Zeit in Irland noch ein Tabu, und so überträgt sich die Krise der Eltern auch auf den Sohn. Der fühlt sich durch seinen älteren Bruder Brendan (Jack Reynor) jedenfalls besser beraten und beschützt als durch seine Erzeuger.
Als Conor aus Geldgründen die Schule wechseln muss, kommen neue Probleme hinzu: Er muss aus der geschützten Atmosphäre eines privaten Instituts in ein öffentlichen Bildungshaus, wo der autoritäre katholische Oberhirte der Schule vor schmerzhaften Handgreiflichkeiten nicht zurückschreckt. Der einzige Ausweg: die Musik.
Schönes Wohlfühl-Movie
Es ist die Zeit der Songs von The Cure, Duran Duran, A-ha und The Clash. Um irgendwie für sich selbst die Kurve zu kriegen, beschließt Conor eine Band zu gründen, auch, weil er der hübschen, so "ganz anderen" Raphina (Lucy Boyton) imponieren will. Sie ist an der versprochenen Hauptrolle des Musik-Videos von Conors Band interessiert, zumal sie von einer Modell-Karriere in London träumt. Allerdings: Zum Zeitpunkt ihrer ersten Begegnung existieren weder die Band noch eine Kamera für besagtes Video. Conor muss also improvisieren und versammelt einige Kauze aus seinem Umfeld um sich, für die Musik, das Video, die Liebe.
Was wie eine schnulzig-sentimentale Geschichte klingt, ist alles andere als das. John Carney erfindet einmal mehr originelle Typen mit lakonischem Ton, die keinen Bock auf nichts haben. Die eigentlich keine Chance haben, deshalb ihre Fantasie - buchstäblich - instrumentalisieren und ohne heroische Heldentöne etwas wagen. Die kreative Zuversicht auf das im Grunde Unmögliche lässt sämtliche Einwände zerrinnen.
John Carney bleibt in einem fein pointierten, irisch-ironischen Tonfall; er trumpft mit seinen talentierten Rebellen auf, deren innere Sprache und Anspannung die Songs der "Sing Street" verarbeiten. "Sing Street" ist eines der schönsten Wohlfühl-Movies der letzten Zeit.