Der Tanzschul-Horror im Feminismus-Check
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Eine Ballettschule, die im Hintergrund von Hexen geleitet wird, steht im Mittelpunkt des Horrorfilms "Suspiria". Das Remake des Films von 1977 vermeide die Geschlechterstereotypen dieses Genres, lobt Kulturwissenschaftlerin Sarah Reininghaus.
"Suspiria" ist ein Remake des Horrorklassikers von 1977 von Dario Argento mit Tilda Swinton in der Hauptrolle. Die Zutaten für den Plot: West-Berlin in den 1970ern, eine Tanzschule und eine US-amerikanische Protagonistin, die nach Deutschland kommt, um sich an dieser Schule einzuschreiben.
Kulturwissenschaftlerin Sarah Reininghaus fasst die Handlung zusammen: "Suspiria 2018 handelt von einer Tanzschule, die insbesondere von internationalen Schülerinnen besucht wird. Wovon die allerdings nichts wissen ist, dass im Hintergrund ein Hexenzirkel agiert, der diese Tanzschule auch führt. Zwischen den Hexen gibt es Machtkämpfe um die Nachfolge der derzeitigen Anführerin Helena Markos, die einen neuen Körper benötigt. Ihr alter Körper ist durch Alterung geschwächt. Geeignet erscheint da die gerade aus den USA angereiste Suzy Bannion."
Weil die Handlung fast durchgängig mit Frauen besetzt ist, stand die Neuverfilmung des italienischen Regisseurs Luca Guadagnino im Ruf, ein feministischer Film zu sein. Reininghaus lobt die Diversität der verschiedenen Frauen:
"Einerseits haben wir das durch 'persons of colour', die vertreten sind, vor allem aber durch die verschiedenen Altersklassen. Wir haben die ältere Führungselite und wir haben die jüngeren Schülerinnen auf der anderen Seite. Der Alterungsprozess der Vorsteherin des Zirkels wird deutlich zelebriert."
Auch vermeide der Film die "Schöne weibliche Leiche", wie sie im Original von Dario Argento mit "weit aufgerissenen Augen, aufstehenden toll geschminkten Mündern" zelebriert werde, sagt Reininghaus.
In den Augen der Kulturwissenschaftlerin ist die Neuverfilmung von "Suspiria" ein feministisch-progressiver Film:
"Es ist die Verneinung der heteronormativen Familie, Ehe, aber auch der Kinderzeugung, die dort diskutiert wird. Es ist ein gelungenes, gut eingebettetes Reimagine, das auf die dem Genre immer wieder vorgeworfenen Genrestereotype reagiert, deren Nutzung vermeidet."
(cosa)