Neu im Kino: "Tenet"

Blockbuster für das 21. Jahrhundert

07:53 Minuten
Der Hauptdarsteller des Films "Tenet", John David Washington, fährt in einem Schnellboot.
Der Film "Tenet" hüllt sich in das klassische Agententhriller-Genre, ist aber viel mehr als das. © imago / Warner Bros. Entertainment Inc.
Von Patrick Wellinski |
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Wie schon in "Inception" spielt Regisseur Christopher Nolan in "Tenet" mit verschiedenen Zeitebenen und Parallelwelten. Gekleidet in das Gerüst eines Agententhrillers verhandelt der Film in faszinierenden Bildern hochkomplexe Raumzeittheorien.

Worum geht es?

Die Handlung des Films setzt mit einem Anschlag auf die Kiewer Oper ein. Ein namenloser CIA-Agent (John D. Washington) wird auf dieser Mission verletzt, gefoltert und erwacht auf einem anonymen Schiff. Dort erhält er den Auftrag, die Mission "Tenet" zu leiten.
Ohne zu wissen, was auf ihn wartet, begibt sich der Agent in einen wahnwitzigen Kampf, in dem es um nichts weiter geht als die Auslöschung der Welt durch den Einsatz von negativer Entropie und einer ausgeklügelten Möglichkeit, das Zeit-Raum-Kontinuum zu umgehen. Schon bald findet sich der Agent in einer Welt wieder, die ihn und alle Beteiligten an die Grenzen des Vorstellbaren treibt.

Was ist das Besondere?

Christopher Nolan ist sicherlich der aufregendste Architekt des Blockbusterkinos. Seine Filme wie "Interstellar", "Inception" oder "Dunkirk" werden für ihren kreativen Einsatz von unterschiedlichen Zeitebenen gefeiert. Diese formale Komplexität, gepaart mit spektakulären Schauwerten dominiert auch "Tenet", der das Verständnis seines ausgetüftelten quantenmechanischen Plots auf die Spitze treibt. Es geht um parallel laufende Raum-Zeit-Ebenen, umgekehrte Entropie der Materie, den nuklearen Holocaust, den Klimawandel und die ewige Frage: Lohnt es sich überhaupt, die Welt zu retten?
Dabei kann man sich gar nicht sattsehen an der Wucht der handgemachten Actionbilder, die Nolan auch als Gegner digitaler Taschenspielertricks ausweisen. Wie Stanley Kubrick oder Alfred Hitchcock vor ihm weiß Nolan, dass Rhythmus und Bewegung im Kino mehr bedeuten als ein nachvollziehbarer Inhalt. Gemeinsam mit seinen sensationellen Schauspielern demonstriert der britische Regisseur, wie man das Blockbusterkino ins 21. Jahrhundert bringen kann. Auch das lässt einem zumindest eine vage Hoffnung, dass es ein Kino nach Corona geben kann.

Bewertung

"Tenet" ist wie immer bei Nolan der Versuch einer Innovation des Blockbusterfilms. Dabei testet er diesmal unsere Aufnahmefähigkeit für hochkomplexe Raumzeittheorie, die er in das Gewand eines effizienten Action-Agententhrillers kleidet. Ja, man kann den Film vielleicht am Ende nicht gut zusammenfassen. Aber wie heißt es in "Tenet": "Versuche, es nicht zu verstehen. Fühle es!"
Damit offenbart der Regisseur die Art und Weise, wie man seinen Film wahrnehmen sollte: als Suspense-Maschine, als zerebrale Herausforderung. Das macht ihm so schnell keiner nach. "Tenet" ist Film als Architekturerfahrung.

"Tenet"
Actionfilm, USA 2020
Regie: Christopher Nolan
mit u. a. John David Washington, Robert Pattinson, Elizabeth Debicki, Kenneth Branagh
Länge: 150 Minuten

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