Neu im Kino: "The Circle"

Bestseller-Verfilmung über die totale Digitalisierung

Szenenfoto: Mae (Emma Watson) sitzt in einem tristen Großraumbüro
Emma Watson als Mae in "The Circle" von Joe Ponsoldt © Universum Film
Von Jörg Taszman |
Nach dem Studium heuert Mae beim einem Internet-Giganten an. Doch was als hipper Job beginnt, entpuppt sich als digitaler Albtraum. James Ponsoldts Verfilmung des Romans "The Circle" ist handwerklich solide - an der eigentlichen Zielgruppe aber geht sie vorbei.

Worum es geht:

Mae will nach einem erfolgreichen Studium schnell die lieben, aber etwas langweiligen Eltern verlassen, auf eigenen Beinen stehen und Karriere machen. Als sie dann bei der hippen Firma "The Circle" einen Job erhält, sind zunächst alle wahnsinnig cool, vor allem der Firmengründer Eamon Bailey. Ein bärtiger Tom Hanks verkörpert ihn wie eine Mischung aus Guru und freundlichem Onkel. Seine Firma "The Circle" ist wie ein Dienstleister zwischen Google, Amazon und Facebook. Alles ist transparent, denn nur wer etwas zu verbergen hat, spielt nicht sauber. Bald kommuniziert die von Emma Watson als brave Streberin verkörperte Mae mit den eigenen Eltern nur noch digital per Cam. Reicht ja in unseren modernen Zeiten. Persönliche Kontakte außerhalb der Arbeit sind völlig überbewertet ...

Das Besondere:

Immer wenn Regisseur James Ponsoldt es schafft, seine in einer nahen Zukunft spielende "Science Fiction"-Verfilmung ganz irdisch und zeitgenössisch wirken zu lassen, stellt er durchaus aktuelle Fragen und ist somit alles andere als "Science Fiction". Und jeder Zuschauer/User muss sich auch selbstkritisch fragen, warum wir freiwillig Privatsphäre aufgeben, nur um bequemer shoppen und leben zu können. Mae macht in dieser Geschichte eine Wandlung durch. Zunächst lässt sie sich völlig überwachen, hat Fans in aller Welt und ihr Leben wird zu einer Dauer-Selfie-Soap. Bis sie ihre Eltern und ihren besten Freund dabei bloß stellt und einem Shitstorm aussetzt, den sie nicht mehr kontrollieren kann.

Bewertung

Man kann nur spekulieren, warum dieser handwerklich und darstellerische solide Film, der weit besser ist als die endlosen langweiligen Hollywood-Blockbuster oder -Fortsetzungen, soviel Häme und relativem Desinteresse ausgesetzt ist. Vielleicht ist er zu nah an der Realität, ohne besonders neue oder spektakuläre Erkenntnisse zu bieten. Oder diese Form des eher konventionellen Erzählkinos, das inhaltlich eine junge Zielgruppe anspricht, aber optisch ein wenig altbacken bleibt, hat in den Multiplexen dieser Welt immer weniger eine Zukunft.

The Circle - USA 2017
Regie: James Ponsoldt
110 Minuten – ab 12 Jahren
Mit: Emma Watson, Tom Hanks u.a.

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