Regie: Guy Maddin und Evan Johnson, Kanada 2015, 130 Minuten, Mit: Roy Dupuis, Clara Furey. Louis Negin, Mathieu Amalric, Udo Kier, Charlotte Rampling, Geraldine Chaplin
Anarchistischer Gedankenstrom
Wir schauen einem Chirurgen bei seiner Arbeit zu. Und erleben ein Pfannkuchenessen auf einem U-Boot in Seenot. Das sind zwei Szenen aus "The forbidden room", dem neuen Film von Guy Maddin. Darin nimmt uns der Kanadier erneut mit auf einen irren Trip - und kann mit Stars aufwarten.
Guy Maddins Filme drücken den Resetknopf. Sie versetzen in die Zeit, als die Bilder noch laufen lernten, als das Kino noch kein Regelwerk kannte, als alles noch möglich war. So sind die abgefahrenen, archaischen, klaustrophobischen Welten des kanadischen Exzentrikers immer auch Reminiszenzen an Stummfilme und frühe Tonfilmklassiker.
"The Forbidden room", sein neues, auf der Berlinale vorgestelltes Werk, nimmt uns mit an exotische Schauplätze. Man sitzt am Tisch eines U-Boots in Seenot und isst Pfannkuchen, man schaut sich seltsame Wettkämpfe wie etwa Fingerschnippen oder Steine-wiegen in dunklen Wäldern an, observiert die präzisen Handbewegungen eines Chirurgen, der Operationen am offenen Gehirn vornimmt, und flieht vor den Vampiren im tiefen, philippinischen Dschungel. Schauplätze und Figuren überlagern sich, die Geschichten greifen ineinander, werden zusammengehalten von einem Grundgefühl der Verunsicherung. Alles ist möglich, alles löst sich auf, um sich zu einem durchgeknallten, anarchistischen Gedankenstrom zu vereinen.