The Square
Satire, Schweden 2017
142 Minuten
Regie: Ruben Östlund
Mit: Claes Bang, Elisabeth Moss, Dominic West, u.a.
Eine spielvolle Dekonstruktion sozialer Ängste
Aus Kunst wird künstlich und die reale Welt außerhalb der eigenen Filterblase holt die Hauptfigur in "The Square" ein. Eine erstklassigen Satire, die die gesellschaftliche und soziale Rolle der Kunstwelt hinterfragt.
Worum es geht?
Dem Museumsleiter Christian wird mitten auf der Straße in Stockholm sein Handy geklaut. Der liberale Altruist versteht die Welt nicht mehr und versucht mittels der Ortungsfunktion, sein Smartphone wieder zu finden.
Der Weg führt ihn in die sozial benachteiligten Viertel der Stadt. Da beginnt Christians Weltbild zu wackeln. Zweifel schleichen sich in seine Arbeit ein. Er hinterfragt sein Verhalten und das Verhalten der anderen. Bei dem Versuch den Handy-Dieben auf die Spur zu kommen, greift der smarte Museums-Chef zu immer drastischeren Mitteln.
Was macht den Film besonders?
Ruben Östlunds "The Square" ist ein sehr heterogenes Werk, das in kleinen Episoden um die Frage kreist: Können wir einander noch trauen? Dabei nutzt er den Hintergrund der modernen Kunstszene, um seine Figuren mit den eigenen Unzulänglichkeiten zu konfrontieren.
Das macht den Film zu einer erstklassigen Satire, die die gesellschaftliche und soziale Rolle der Kunstwelt ins Verhältnis mit real existierenden Problemen einer Gesellschaft setzt. So wirkt das sozialdemokratische Paradies "Schweden" fundamental erschüttert, die liberale Bürgerschicht abgehoben und abgekoppelt von den Missständen, die sie umgeben, und Kunst bleibt in dieser Gegenwart stumm. Bei Östlund verhalten sich die Figuren deshalb auch leicht überzeichnet und neurotisch. Sie geraten aus dem Gleichgewicht, zweifeln an Rollenbildern und ihrer Weltsicht. Einzig ein Schimpanse, der ruhig die Zeitung liest, scheint die Ruhe zu bewahren.
Die Bewertung
Nach seinem gefeierten Drama "Höhere Gewalt" waren die Erwartungen an Ruben Östlunds neusten Film groß. "The Square" ist dahingehend vielleicht nicht das ganz große Meisterwerk geworden. Mit seinen vielen Erzählsträngen, seiner episodischen Struktur und Erzählhaltung ist er unstet und sprunghaft.
Als Satire funktioniert "The Square" allerdings hervorragend. Er hinterfragt den wohlfeilen Altruismus der Kunstszene, ohne dabei das Potential der modernen Kunst außer Acht zu lassen. Man muss sich den Spielfilm als Performance vorstellen, als spielvolle Dekonstruktion sozialer Ängste und Befindlichkeiten. Darin liegt seine auch verstörende Wirkung für die der Schwede im Mai mit der Goldenen Palme von Cannes ausgezeichnet wurde.