The Walk (3D)
USA 2015, 120 Minuten
Regie: Robert Zemeckis
mit u.a.: Joseph Gordon-Levitt, Ben Kinglsey u.a.
Verpatzter Drahtseilakt
Spannender kann eine Filmstory kaum sein: Der Franzose Philippe Petit beschließt in den 70er-Jahren, zwischen den Türmen des World Trade Centers ein Seil zu spannen, um dieses zu überqueren. Ins Schwitzen kommt der Zuschauer bei dieser Verfilmung aber erst ganz zum Schluss.
Es war der reine Wahnsinn: Am 7. August 1974 spannte der französische Hochseilartist Philippe Petit mit ein paar Helfern ein Drahtseil zwischen die beiden Türme des World Trade Centers in New York. Dann stieg er drauf und balancierte 44 Minuten lang ohne Absicherung bis zur anderen Seite. Ein geradezu ikonisches Bild für die Geschichte von verrückten Dingen, die Menschen halt so machen. Aber auch eine Geschichte, die bereits 2007 im Dokumentarfilm "Man on Wire" festgehalten und mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.
Nun präsentiert Forrest-Gump-Regisseur Robert Zemeckis den Spielfilm zum historischen Ereignis. Jungstar Joseph Gordon-Levitt gibt den französischen Artisten mit dick aufgetragenem französischen Akzent. Das so seltsam, dass man diese Figur, die Sympahtieträger sein soll und uns über die kommenden 120 Minuten mitnehmen muss, leider nicht ernstnehmen kann.
Leider gilt das für alle Helfer und Helfershelfer, die uns der Film der Reihe nach vorstellt. Niemand gibt sich die Mühe, nur annähernd Authentizität zu vermitteln. Die Charaktere verkommen so zu zweidimensionalen Abziehbildchen und das in einem 3D-Film, der - zugegeben - auf der Höhe der Technik operiert. Besonders schlimm ist dabei Ben Kingsley, der Petits Lehrer gibt. Oscargewinner Kingsley chargiert francophon vor sich hin wie eine Figur aus einem Bugs Bunny Comic.
Nur in den letzten zehn Minuten Mühe gegeben
Durch die Schludrigkeit in der Figurenzeichnung kommt auch keine rechte Spannung auf. Anders war das in James Marshs Dokumentarfilm, wo der Drahtseilakt und vor allem die Vorbereitungen als ein packender und mitreißender Krimi inszeniert wurden. Bei Zemeckis quält man sich durch lustloses Pläneschmieden bis man endlich beim finalen Drahtseilakt angekommen ist. Der allerdings vermag zu begeistern.
Die agile 3D-Kamera vermittelt einem schwindelerregende Kopfschmerzen, während Petit - ganz in schwarz gekleidet - über der Erde balanciert. Hier zeigt sich auch die Kunst des Techniktüfftlers Zemeckis, der sein Finale wirklich bis auf das kleinste Detail wirkungsvoll inszeniert.
Dennoch: Am Ende bleibt das Gefühl als Zuschauer irgendwie dem Regisseur auf den Leim gegangen zu sein. Wie sonst sollte man sich fühlen, wenn man zwei Stunden im Kino sitzt und sich alle Beteiligten allein in den letzten zehn Minuten wirklich Mühe gegeben haben so etwas wie anständiges Unterhaltungskino zu produzieren?