Laut, grell und sarkastisch
Mit dem Schlachtruf "Tod den Hippies!" flieht Robert in den 80ern aus der Provinz nach Westberlin. Er erlebt den Underground der eingemauerten Halbstadt mit Sex, Drugs und Rock'n Roll. Regisseur Oskar Roehler erzählt im Kino wieder von seinen eigenen Erfahrungen.
Laut, grell, schnell, hartkantig, sarkastisch, parodistisch, skurril – Oskar Roehler erzählt im Kino wieder vom eigenen Leben, zumindest von realen Personen und erinnerten Zuständen. Er schließt mit dem neuen Film chronologisch an seine Erinnerungen "Quellen des Lebens" an. Und weil er in eine Zeit taucht und über Zustände spricht, die die Attitüde der Selbstzerstörung haben, ist er auch diesmal kein bisschen weise.
"Tod den Hippies!! Es lebe der Punk" ist das Motiv dieser Erinnerungen, die es als Buch auch unter dem vielsagenden Titel "Mein Leben als Affenarsch" gibt.
Mit dem Schlachtruf "Tod den Hippies" flieht Robert, das Alter Ego von Roehler, gespielt von Tom Schilling, aus der Provinz in die große Stadt Westberlin. Zurückgelassen hat er seinen faschistoid angehauchten Anarchofreund Gries (Frederic Lau). Er wird ihn aber wieder treffen im chaotischen Underground der eingemauerten Halbstadt, wo sich die Protagonisten jeglicher Rebellion im Reigen von Sex, Drugs and Rock'n Roll versammeln.
Putzmann in einer Peep-Show
"Risiko" hieß ihre Szenekneipe, Blixa Bargeld ist dort Wirt und drogenumnebeltes Idol in einem - und beim Versuch, das große Geld aufzutreiben, um Schriftsteller zu sein, wird Robert sowohl Putzmann in einer Peep-Show am Zoo als auch kriminell. Natürlich kommt Roehler in diesem von eigenen Erlebnissen grundierten Zeitbild auch wieder nicht aus ohne Attacken auf die Elterngeneration.
Hannelore Hoger unternimmt das Wagnis, nach Hannelore Elsner ("Die Unberührbare"), Roehlers Mutter Gisela Elsner zu spielen. Es gelingt ihr gut und so riskant war es auch nicht, weil Roehler zwar auch diesmal rabiat direkt erzählt, aber ohne die tiefe und anrührende Emotionalität, die seine anderen autobiografischen Arbeiten auszeichnen.
Hannelore Hoger unternimmt das Wagnis, nach Hannelore Elsner ("Die Unberührbare"), Roehlers Mutter Gisela Elsner zu spielen. Es gelingt ihr gut und so riskant war es auch nicht, weil Roehler zwar auch diesmal rabiat direkt erzählt, aber ohne die tiefe und anrührende Emotionalität, die seine anderen autobiografischen Arbeiten auszeichnen.
Der Film ist ein in Schwarz-Weiß angelegtes, gelegentlich in grelle Farbigkeit wechselndes Mosaik differenzierter Gemütszustände, die Robert als Erzähler weniger im Zorn oder als Analyst zeichnet, vielmehr einfach an ihre Absurdität, Eitelkeit und Hilflosigkeit erinnert. Neu sind weder die Geschichten noch der Gestus. Der Zuschauer kann dem allem relativ emotionslos folgen. Ob er es überhaupt will, scheint Oskar Roehler nicht zu scheren. Die Schauspieler jedenfalls füllen ihre Rollen tadelsfrei, besonderes Lob wieder für Tom Schilling, Frederic Lau und auch Wilson Gonzales Ochsenknecht.
D 2015, Buch/Regie: Oskar Roehler, Darsteller: Tom Schilling, Emilia Schüle, Wilson Gonzales Ochsenknecht, Frederic Lau, Hannelore Hoger, Samuel Finzi, 105 Minuten, ab 16 Jahren