Horror auf dem Laptop-Screen
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Zeigt "Unknown User 2.0: Dark Web" die Zukunft des Horrorfilms? Ein Spieleabend unter Freunden, die über Videotelefonie verbunden sind, artet zum Höllentrip aus. Unsere Filmkritikerin empfiehlt, ihn auf dem Laptop anzusehen.
Der Film "Unknown User 2:0: Dark Web" zeigt eigentlich eine konventionelle Horrorgeschichte: Eine Gruppe von Freunden trifft sich zum Spieleabend, dann kommt ein Unbekannter dazu und der Abend endet im Schrecken. Doch die Erzählweise von Regisseur Stephen Susco ist ungewöhnlich: Der Zuschauer sieht alles lediglich über die Bildschirmoberfläche eines Laptops. Die Freunde sind über Videotelefonie verbunden, der Übeltäter hackt sich ins Netzwerk ein - und alle verfolgen das Schicksal der anderen online. Gezeigt werden aber nie die Darsteller und ihre Umgebung direkt, sondern nur ein Bildschirm, auf dem viele Programme geöffnet sind.
Visualisierung unseres digitalen Alltags
"Trivial von der Geschichte her, aber clever von der Machart", lautet das Urteil von Filmkritikerin Anna Wollner. "Es ist nicht nur eine technikverliebte Spielerei, sondern auch eine Visualisierung unseres digitalen Alltags." Beispielsweise werde einmal Trepanation als Todesart angekündigt, der Zuschauer verfolge dann die Onlinesuche der Filmfigur nach dem Begriff und sehe dann via Youtube ein passendes Video. Aus dieser Perspektive versuche der Film seinen Horror zu ziehen, statt Geistern und Axtmördern gebe es eine Art Realität. "Das ist mitunter sehr perfide", sagt Wollner.
Für die große Leinwand ungeeignet?
Zu den Kriterien eines Laptop-Films gehörten die Einheit von Ort, Zeit und Tönen. Zu sehen sei immer nur der Bildschirm, die Handlung müsse sich scheinbar in Echtzeit vollziehen und alle Töne müssten dem Computer entspringen beziehungsweise der Zuschauer müsse nachvollziehen können, woher sie stammten, erklärt Wollner. Da gebe es sicher noch Entwicklungspotenzial, zumal es bisher nur wenige dieser Filme in die Kinos geschafft haben. "Unknown User 2.0" entfalte seine Stärke allerdings vor allem auf einem kleinen Bildschirm, meint Wollner. "Auf der großen Leinwand verpufft der Effekt", ist sie überzeugt. Er wirke überzeugender, wenn er auf einem Laptop angeschaut werde.
(ske)