Wie man Künstler schützen kann
Die Welt trete gerade in eine neue Phase ein, meint Esra Kücük vom Gorki Theater: Autoritäre Staaten rüsten auf, Nationalismus erstarke. Das bringe Probleme für die Künstler in diesen Ländern mit sich - denen gegenüber wir eine Verantwortung hätten, meint sie.
Was tun, wenn Menschenrechte und Kunstfreiheit in Gefahr geraten? Michelle Müntefering will als neue Staatsministerin im Auswärtigen Amt die Internationale Kulturpolitik intensivieren und ganz neu aufstellen. Darüber diskutierte sie am Abend unter anderem mit Esra Kücük im Rahmen einer Langen Nacht der Ideen auf einem Podium im Berliner Maxim Gorki Theater. Kücük ist Mitglied im Direktorium des Theaters. Sie sagt: Wir befinden uns in einer neuen Zeit. In einer Phase, in der "die autoritären Staaten richtig aufrüsten" in der Frage um Weltbilder und Ordnungsmuster, in der Nationalismus wieder eine viel größere Rolle spiele. "Die Auswärtige Kulturpolitik sucht einen Weg damit umzugehen, dass die anderen so aufrüsten", meint sie. "Was ist unsere Verantwortung hier in Deutschland - vor allem im Angesicht der deutschen Geschichte?", fragte sie. "Wie gehen wir heute damit um, wenn weltweit viele Künstler in Gefahr sind?" Mit Blick auf die Bemühungen Chinas oder Russlands sagte sie: "Kultur wird gerade von autoritären Systemen sehr ernst genommen."
Künstler mit einer Art Stipendium ins Land holen
Für die Kulturpolitik seien zwei Aspekte relevant: Was für die Kulturschaffenden in ihren Ländern getan werden könne, bevor es dazu komme, dass sie dieses verlassen müssen, aber auch, was unsere eigene Verantwortung sein könne, wenn es schon so weit sei, dass ein Künstler oder eine Künstlerin Angst haben müsse. Das Auswärtige Amt will nun ein Schutzprogramm aufsetzen, bei dem gefährdete Künstler und Künstlerinnen mit einer Art Stipendium an Kultureinrichtungen hierzulande angedockt werden können. Kücük ist in einem ähnlichen Programm bereits aktiv, dem "Artist at Risk", speziell für Künstler und Künstlerinnen aus der Türkei. "Mit diesem Programm wollten wir ein Signal in die deutsche Kulturlandschaft senden schicken", sagt Kücük. Denn eine Auseinandersetzung mit solchen Künstlern könne sehr spannend und lehrreich für hiesige Häuser sein. (inh)