"Ein Zeichen für die nächsten hundert Jahre"
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Die Städtischen Bühnen Frankfurt werden abgerissen, weil ein Neubau von Oper und Schauspielhaus weniger kostet als deren Sanierung. Der Architekt Arno Lederer sieht darin eine Chance und hofft auf eine in ihrer Ästhetik nachhaltige Kultureinrichtung.
Lange wurde um die Zukunft der Städtischen Bühnen Frankfurt, also der Oper und des Schauspielhauses, diskutiert und gerungen. Jetzt steht fest: Der 60er-Jahre-Bau am Willy-Brandt-Platz mit dem Chagall-Gemälde im gläsernen Foyer wird abgerissen, die Sanierung ist zu teuer. Das hat die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung beschlossen. Außerdem beauftragte sie den Magistrat, ein Verfahren für einen Neubau am bisherigen Standort in die Wege zu leiten, der laut Schätzungen 874 Millionen Euro kosten soll.
"Ich glaube schon, dass es eine realistische Zahl ist", sagt der Architekt Arno Lederer, der die Darmstädter Bühnen für "nur" 40 Millionen Euro saniert hat. Das Architekturbüro Friedrich (PFP) aus Hamburg sei sehr erfahren im Theaterbau. Lederer begrüßt, dass es drei Varianten untersucht habe: Neubau, Altbausanierung und Teilneubau. "Das ist eine gute Voraussetzung, um hinterher auch eine Entscheidung fällen zu können. Das ist in anderen Städten nicht so passiert."
Von Köln lernen, wie man es nicht macht
Lederer kritisiert die Sanierung der Oper und des Schauspielhauses in Köln, ein "ein Desaster von vorne bis hinten" gewesen sei. Die Kosten beliefen sich bereits jetzt auf 800 Millionen Euro. "Neulich sagte mir ein Kollege: Das wandert sicher noch auf eine Milliarde zu", so Lederer. Das könne passieren, wenn man beispielsweise eine Kreuzbühne in die bestehende Bausubstanz einbauen wolle, die man noch nicht erkundet habe.
"Das ist wie eine große Maschine, die man in ein enges Konzept einbindet", sagt der Architekt. "Dann gehen die Lasten bis ins Fundament." Da man aber nicht wisse, wie das Fundament beschaffen sei, werde ein solches Vorhaben zur Abenteuerfahrt. Man könne hier keine Voraussagen treffen.
Der Architekt plädiert für eine nüchterne Betrachtung der Situation in Frankfurt am Main und hebt hier vor allem das Foyer als gelungene und eindrucksvolle Architektur hervor, das beide Häuser umspanne. Die Rückseite des Gebäudekomplexes hingegen, die die Besucher sehen, wenn sie vom Main kommen, sei "städtebaulich nicht so schön". Wenn nun aber so viel investiert werde, müsse damit auch ein städtebaulicher Gewinn verbunden werden, fordert Lederer.
Zeichen für die nächsten hundert Jahre
Gerade in Frankfurt, "wo die Banken das Bild der Stadt bestimmen", fände er es gut, wenn in ihrer Ästhetik nachhaltige Kultureinrichtungen gebaut würden. Das könne man von dem bestehenden Theater nicht unbedingt behaupten. Lederer sagte, er sehe den weiteren Entwicklungen positiv entgegen. Er hoffe auf ein Haus, das für die nächsten hundert Jahre ein Zeichen setzte, vor allem in Konkurrenz zu den Versicherungen und Bankgebäuden in der Stadt.
(ckr)