Neubesichtigung eines Altbekannten
Vor 175 Jahren wurde der Dichter Wilhelm Busch geboren, darum beschäftigten sich im Wilhelm-Busch-Museum in Hannover gleich zwei Ausstellungen mit dem Erbe des bärtigen Mannes. Dabei gilt das Interesse nicht nur seinen populären Bildergeschichten und ihren Folgen. Ein großes Publikum soll vor allem die Vielseitigkeit dieses Künstlers, soll seine Modernität kennen lernen.
"Rickeracke! Rickeracke! Geht die Mühle mit Geknacke" und kündigt das Ende der beiden bösen Buben an. Auch andere Figuren von Wilhelm Busch sterben grausam, so die "Fromme Helene": "Hier sieht man ihre Trümmer rauchen, der Rest ist nicht mehr zu gebrauchen". Es ist eine mit Katastrophen bestückte Bilder-Welt - die pointierten Reime federn die pessimistische Lebenssicht ein wenig ab.
Bemerkenswert, dass amerikanische Verleger, die ihre Zeitungsauflagen um 1900 mit bunten Comicseiten steigern wollten, sich von dem Künstler aus Wiedensahl anregen ließen. "Something like Max and Moritz" wünschte sich der Pressezar Hearst, und so zeichnete der aus Schleswig-Holstein eingewanderte Rudolphe Dirks die erfolgreichen "Katzenjammer Kids". Keine Seite, auf der nicht unsäglich viel zu Bruch geht, sehr zur Freude der umtriebigen Buben mit Namen "Hans" und "Fritz" Im hannoverschen Wilhelm Busch-Museum setzt man sich demnächst mit den Einflüssen des Hauspatrons auf das Comicgenre auseinander. Die US-Verleger waren vermutlich allein an der Action und der sadistischen Gewalt interessiert. Museumsdirektor Hans-Joachim Neyer:
"Als Bildgeschichtenerzähler blieb Busch unerreicht. Die virtuose Art, in der er Zeichnungen reihte und Bewegungen in Szene setzte, könnte man fast schon als Vorgriff auf die Möglichkeiten des Films interpretieren."
Wenn sich in diesem Jahr im Busch-Museum gleich zwei Ausstellungen mit dem Erbe des bärtigen Mannes beschäftigen, gilt das Interesse nicht nur seinen populären Bildergeschichten und ihren Folgen - ein großes Publikum soll vor allem die Vielseitigkeit dieses Künstlers, soll seine Modernität kennen lernen. Denn als Lyriker dachte er auch ohne Zeichnungen über menschliche Schwächen wie Eitelkeit, Ignoranz und Bosheit nach.
Und 1891 stellte sich Busch, als er längst mit den Bildergeschichten aufgehört hatte, mit "Eduards Traum" als moderner Prosaautor vor. Die zum Punkt geschrumpfte Persönlichkeit des Träumers hüpft durch eine surreale Landschaft, trifft hier auf einen Ort, in dem Zahlen regieren, dort auf eine Siedlung, in der geometrische Formen durch die Lüfte schweben. Und landet sogar auf Utopia. Episode wird an Episode gereiht, vergleichbar harten Filmschnitten. Und zwischendurch macht Busch humorvolle Anmerkungen zur Philosophie Kants und zu literarischen Strömungen wie den Naturalismus. 1895 erschien dann noch die Erzählung "Der Schmetterling", die ebenfalls zum Vorfeld der Moderne zählt.
In einer wieder aufgelegten Busch-Werkausgabe kann der Leser dem Literaten bald wieder begegnen.
Er sah sich vor allem als gescheiterten Maler. In Düsseldorf, Antwerpen und München hatte er studiert, die bewunderten holländischen Meister des 17. Jahrhunderts aber versperrten ihm den Weg zu einem eigenen Stil.
Genrebilder in bräunlichen Tönen gibt es von Busch: Wirtshausszenen, Bauern in ihrer Behausung, eine klagende Frau mit zerbrochenem Krug. In reiferen Jahren aber fand er doch noch zu einer eigenen Handschrift, malte seine Landschaften und Figuren nun mit vitalen, groben Pinselstrichen auf kleine Pappen – ein roter Fleck genügte, um einen Menschen anzudeuten. Bilder mit starker Abstraktion, die nicht für den Markt bestimmt waren. Auch hier bewegte sich der Künstler an der Schwelle zur Moderne.
Auch den Maler - und den Zeichner nach der Natur wird man im Buschjahr erneut begutachten. Vielfältig sind die Aktivitäten: Ausstellungen, Bücher – und im hannoverschen Opernhaus wird das Werk "Die Fromme Helene" von Edward Rushton uraufgeführt, während in der Innenstadt eine Open-Air-Bildergalerie mit den bekanntesten Figuren das Publikum anlocken soll. Ein Künstler, den jeder zu kennen glaubt, darf hier und andernorts neu besichtigt werden.
Bemerkenswert, dass amerikanische Verleger, die ihre Zeitungsauflagen um 1900 mit bunten Comicseiten steigern wollten, sich von dem Künstler aus Wiedensahl anregen ließen. "Something like Max and Moritz" wünschte sich der Pressezar Hearst, und so zeichnete der aus Schleswig-Holstein eingewanderte Rudolphe Dirks die erfolgreichen "Katzenjammer Kids". Keine Seite, auf der nicht unsäglich viel zu Bruch geht, sehr zur Freude der umtriebigen Buben mit Namen "Hans" und "Fritz" Im hannoverschen Wilhelm Busch-Museum setzt man sich demnächst mit den Einflüssen des Hauspatrons auf das Comicgenre auseinander. Die US-Verleger waren vermutlich allein an der Action und der sadistischen Gewalt interessiert. Museumsdirektor Hans-Joachim Neyer:
"Als Bildgeschichtenerzähler blieb Busch unerreicht. Die virtuose Art, in der er Zeichnungen reihte und Bewegungen in Szene setzte, könnte man fast schon als Vorgriff auf die Möglichkeiten des Films interpretieren."
Wenn sich in diesem Jahr im Busch-Museum gleich zwei Ausstellungen mit dem Erbe des bärtigen Mannes beschäftigen, gilt das Interesse nicht nur seinen populären Bildergeschichten und ihren Folgen - ein großes Publikum soll vor allem die Vielseitigkeit dieses Künstlers, soll seine Modernität kennen lernen. Denn als Lyriker dachte er auch ohne Zeichnungen über menschliche Schwächen wie Eitelkeit, Ignoranz und Bosheit nach.
Und 1891 stellte sich Busch, als er längst mit den Bildergeschichten aufgehört hatte, mit "Eduards Traum" als moderner Prosaautor vor. Die zum Punkt geschrumpfte Persönlichkeit des Träumers hüpft durch eine surreale Landschaft, trifft hier auf einen Ort, in dem Zahlen regieren, dort auf eine Siedlung, in der geometrische Formen durch die Lüfte schweben. Und landet sogar auf Utopia. Episode wird an Episode gereiht, vergleichbar harten Filmschnitten. Und zwischendurch macht Busch humorvolle Anmerkungen zur Philosophie Kants und zu literarischen Strömungen wie den Naturalismus. 1895 erschien dann noch die Erzählung "Der Schmetterling", die ebenfalls zum Vorfeld der Moderne zählt.
In einer wieder aufgelegten Busch-Werkausgabe kann der Leser dem Literaten bald wieder begegnen.
Er sah sich vor allem als gescheiterten Maler. In Düsseldorf, Antwerpen und München hatte er studiert, die bewunderten holländischen Meister des 17. Jahrhunderts aber versperrten ihm den Weg zu einem eigenen Stil.
Genrebilder in bräunlichen Tönen gibt es von Busch: Wirtshausszenen, Bauern in ihrer Behausung, eine klagende Frau mit zerbrochenem Krug. In reiferen Jahren aber fand er doch noch zu einer eigenen Handschrift, malte seine Landschaften und Figuren nun mit vitalen, groben Pinselstrichen auf kleine Pappen – ein roter Fleck genügte, um einen Menschen anzudeuten. Bilder mit starker Abstraktion, die nicht für den Markt bestimmt waren. Auch hier bewegte sich der Künstler an der Schwelle zur Moderne.
Auch den Maler - und den Zeichner nach der Natur wird man im Buschjahr erneut begutachten. Vielfältig sind die Aktivitäten: Ausstellungen, Bücher – und im hannoverschen Opernhaus wird das Werk "Die Fromme Helene" von Edward Rushton uraufgeführt, während in der Innenstadt eine Open-Air-Bildergalerie mit den bekanntesten Figuren das Publikum anlocken soll. Ein Künstler, den jeder zu kennen glaubt, darf hier und andernorts neu besichtigt werden.